Neue Notiz
Jojo Rabbit
Witze salvenweise
Der Jungvolkanwärter Jojo entdeckt, dass seine Mutter ein jüdisches Mädchen versteckt. Nicht einmal sein imaginärer Freund Hitler weiß, was nun zu tun ist. Taika Waititis grelle Komödie bringt Witze salvenweise an, enthält aber auch eine emotional bewegende Geschichte.
1944: Der zehnjährige Johannes Betzler bereitet sich auf die Aufnahmeprüfung für das Jungvolk vor. Dabei geht allerdings etwas schief, er hat den Namen „Jojo Hasenfuss“ weg und muss verletzt zuhause bleiben. Bei seiner Mutter (Scarlett Johansson) ist es schön, aber seit sie allein sind, muss er sich genauso um sie kümmern, wie sie um ihn. Und sie ist auch viel außer Haus. Für alle Fragen und Probleme hat Jojo einen imaginären Freund: den sehr kindischen Hitler (Regisseur Taika Waititi). Der kann Jojo aber kaum helfen, als der das jüdische Mädchen Elsa entdeckt, die sich im Haus versteckt. Als guter Nazi hasst Jojo alle Juden natürlich, doch etwas an Elsa fasziniert ihn, und außerdem kann sie ihm alle Juden-Geheimnisse erzählen, wenn er sie nicht verpetzt. Mit denen macht man ihn bestimmt zum Pimpf.
JOJO RABBIT könnte kein europäischer Film sein. In Dani Levys MEIN FÜHRER (2007) war die Nazi-Elite zwar auch schon zu albernen Witzfiguren geworden. Die Shoah war hier aber so präsent, dass jedes Lachen schnell verstummte. JOJO umgeht diesen Konflikt, indem er alles aus einer rein kindlichen Perspektive zeigt. Die Bedrohung, der Elsa ausgesetzt ist, wird nur sehr kurz erwähnt, und die Nazis sind Klamauktruppen, die an ihre Kameraden bei Mel Brooks und Ernst Lubitsch erinnern. Der eine echte emotionale Tiefschlag, den der Film austeilt, ist schlau konstruiert, und spricht, unabhängig vom historischen Kontext, eine kindliche Urangst an. Vor allem weist sich der Films sich als klar künstlich aus, indem ungewohnt, wenn auch historisch verbriefte, farbenfrohe Kleidung getragen wird, und andererseits die Handlung von zwei anachronistischen Rocksongs eingerahmt wird, die Jojos Gefühle zu Anfang und Ende seiner Entwicklung spiegeln. Wenn man diese Verfremdung akzeptiert, und Witze salvenweise verträgt, findet sich darin eine emotional ehrlich bewegende Geschichte.
USA 2019, 108 min
Sprache: Englisch
Genre: Jugendfilm, Komödie, Slapstick
Regie: Taika Waititi
Drehbuch: Taika Waititi
Kamera: Mihai Malaimare Jr.
Schnitt: Tom Eagles
Musik: Michael Giacchino
Verleih: FOX
Darsteller: Roman Griffin Davis, Scarlett Johansson, Taika Waititi, Sam Rockwell, Thomasin McKenzie, Rebel Wilson, Stephen Merchant
FSK: 12
Kinostart: 23.01.2020
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