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Jam (2018)

Bewusstes, rasantes Knirschen

Sabu erzählt drei rasante Geschichten, die mit einander verknüpft sind, auch wenn. ganz bewusst, nichts vollkommen aufgeht. JAM ist mit leichter Hand gedreht und macht auf jeden Fall großen Spaß.

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Drei Geschichten, die auf komplexe Weise mit einander verknüpft sind: Der junge Takeru will seine im Koma liegende Freundin retten, indem er durch gute Taten gutes Karma erzeugt. Der Schlagersänger Hiroshi wird von einem weiblichen Superfan entführt und soll in einer Nacht einen Song für sie schreiben. Der aus dem Gefängnis entlassene Tetsuo will sich an seiner alten Gang rächen und wird nun von immer neuen Gangmitgliedern verfolgt, während er seine Großmutter im Rollstuhl durch die Stadt schiebt. Derweil planen die Gangster, auf die Tetsuo es abgesehen hat, einen Überfall auf Hiroshis Fan.

Anders als in den ähnlich konstruierten Filmen von Alejandro G. Iñárritu (AMORES PERROS, BABEL) aus den Nuller Jahren, in denen die Erzähllogik den Anschein erweckte, dass ein geheimnisvolles Schicksal die Fäden unsichtbar zusammenhält, knirscht es ganz bewusst ganz gewaltig in der rasanten Erzählmaschine, die der japanische Regisseur Sabu zusammengebastelt hat. Sabus Filme sind Desillusionserzählungen. Hier geht nichts vollkommen auf, und wenn sich Erzählstränge berühren, dreht sich nicht gleich das Universum mit. Aber Sabu meint es auch besser mit seinen Figuren. So hysterisch überdreht, komisch und gewalttätig JAM teilweise auch sein mag, hat Sabu ein Herz für die aufrichtige Verzweiflung Takerus, und Hiroshi wird möglicherweise sogar von seinem Zynismus geheilt. Wenn Hiroshis Geschichte an Stephen Kings MISERY erinnert, oder die von Tetsuo an die „Lone Wolf and Cub“-Serie, dann verleiht Sabu diesen berühmten Erzählungen über den Wahn von Fans und die Unerbittlichkeit der Rache einen seltsamen, romantischen, absurden, aber sehr menschlichen Dreh. Dadurch wird nicht alles gut, aber manches anders und vieles ehrlicher. JAM ist mit leichter Hand gedreht und macht auf jeden Fall großen Spaß.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Jam
Japan/Deutschland 2018, 102 min
Sprache: Japanisch
Genre: Drama
Regie: Sabu
Drehbuch: Sabu
Verleih: rapid eye movies
Darsteller: Shintarô Akiyama, Sho Aoyagi, Keita Machida, Hayato Onozuka
FSK: 16
Kinostart: 26.12.2019

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