Was passiert mit der Seele nach dem Tod? Wie bereitet man sich auf das eigene Ende vor? Edward (Bill Milner) wächst Mitte der 80er im von seinen Eltern betriebenen Altersheim auf, und sieht sich tagtäglich mit diesen Fragen konfrontiert. Da ist es kein Wunder, dass er eine Faszination für das Übernatürliche entwickelt hat. Für seine Geister-Recherche nimmt er, mit seinem Kassettendeck bewaffnet, die Geräusche der verstorbenen Bewohner*innen des Heims auf - sehr zum Missfallen seiner Eltern. Doch als der ehemalige Illusionist Clarence (Michael Caine) in Edwards altes Zimmer zieht und sich die beiden nach und nach anfreunden, verändert sich sein Verhältnis zum Tod. Denn Clarences voranschreitende Demenz zwingt seinen neuen Freund und ihn selbst dazu, sich mit den Lebenden, statt den Toten zu beschäftigen.

Der ursprünglich 2008 erschienene und jetzt erstmals in Deutschland veröffentlichte und synchronisierte Film von John Crowley wird vor allem durch Michael Caines Schauspielleistung getragen. In IS ANYBODY THERE? dreht sich alles um den britischen Star. Caine und Milner transportieren die Opa-Enkel-Beziehung durch ihre Chemie hervorragend und Caines Mimik allein vermittelt die Mischung aus Schmerz und Leidenschaft, die nach dem Tod seiner Frau in ihm verblieben ist. Der Umgang mit Themen wie dem Altern, Clarences Demenz und dem nahenden Lebensende ist respektvoll und kindgerecht, transportiert aber die nötige Härte und Endgültigkeit. Allein die vorhersehbare Struktur und die aufgesetzt wirkende Synchronisation stören. IS ANYBODY THERE? ist idealistisch und verträumt, ohne den Bezug zur Realität zu verlieren. Ein Film wie eine warme Decke, der es trotz Kitsch und Humor schafft, sich ernsthaft mit den großen Themen des Lebens auseinanderzusetzen.

Lukas Hoffmann