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Goldener Käfig

Willem Dafoe spielt den Kunsträuber Nemo, der vom automatischen Sicherheitssystem des Luxus-Penthouses, das er gerade ausrauben wollte, eingesperrt wird.

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Wie ist der Wert von Kunst zu bemessen? Welchen Wert hat Kunst, wenn sie, statt betrachtet zu werden, in einem privaten Penthouse ihr einsames Dasein fristet? Für Nemo, einen Meister seines Fachs, ist Kunst das wichtigste Gut. Doch als der Dieb bei einem Einbruch in dem vielfach gesicherten Smart Home eines hochkarätigen Sammlers festsitzt, wird sie wertlos. Das drei Millionen teure Selbstporträt von Egon Schiele wird zum einfachen Gegenstand, die Bronzeskulptur von Lynn Chadwick zu einem Hebel zum Öffnen verschlossener Türen, hinter denen sich kein Ausweg befindet. Für Nemo geht es um das nackte Überleben, denn aus den Leitungen kommt kein Wasser, und der Kühlschrank ist leer. Der einfallsreiche Gauner, der sich sonst aus jeder Situation zu helfen weiß, ist eingesperrt in einen goldenen Käfig – und wir sind ganz mit ihm allein.
Da braucht es einen exzellenten Hauptdarsteller, der keine Grenzen scheut. Der griechische Autor und Regisseur Vasilis Katsoupis konnte für sein Spielfilmdebüt Willem Dafoe für die Rolle des Nemo gewinnen und schenkt ihm für 100 Minuten die ganze Leinwand. Namenlose Nebenfiguren tauchen nur in den Bildern der Überwachungskamera von draußen auf. Neben der kraftvollen Bildgestaltung von Steve Annis (I AM MOTHER) und dem cleveren Drehbuch von Katsoupis und Ben Hopkins (THE NINE LIVES OF THOMAS KATZ) ist es vor allem Dafoes Schauspielkunst, die hier zu bewundern ist. Sein schleichender körperlicher und geistiger Verfall ist schmerzhaft spürbar. Gleichzeitig hält die Inszenierung die Spannung aufrecht mit immer neuen Ideen Nemos, aus dem luxuriösen Gefängnis auszubrechen, angetrieben von einer eigenen kreativen Energie. So entsteht neue Kunst in der Isolation. Die klaustrophobische Tour de Force wurde in einem Kölner Studio inmitten der Pandemie gedreht. Durch die Umstände erhält INSIDE eine zusätzliche, erschreckend aktuelle Ebene.

Lars Tunçay

Details

Griechenland/ Großbritannien/ Belgien/ Deutschland/ Schweiz 2023, 105 min
Sprache: Englisch
Genre: Drama, Thriller, Psychothriller
Regie: Vasilis Katsoupis
Drehbuch: Ben Hopkins
Kamera: Steve Annis
Schnitt: Lambis Haralambidis
Musik: Frederik Van de Moortel
Verleih: SquareOne
Darsteller: Willem Dafoe, Gene Bervoets, Josia Krug, Eliza Stuyck
FSK: 12
Kinostart: 16.03.2023

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