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Im Zweifel glücklich

Ben Stiller kriselt

Eigentlich geht es Brad nicht schlecht. Er lebt im kalifornischen Sacramento, hat Familie, Haus, Auto und einen sinnhaften Job, aber eine große Karriere wird wohl nicht mehr kommen. Brad stellt sich die Frage: Reicht das zum Glücklichsein?

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Mein Haus, mein Auto, mein Boot. So hieß es einst in einer nur bedingt ironisch gemeinten Werbung, in der zwei alte Schulfreunde um die Wette prahlten. Materieller Wohlstand ist immer noch der Maßstab für Erfolg und damit – so zumindest die Logik unserer Konsumgesellschaft – fürs Glücklichsein. Dementsprechend agiert auch der von Ben Stiller gespielte Endvierziger Brad in Mike Whites IM ZWEIFEL GLÜCKLICH, einem Midlife Crisis-Film, der Lebenslügen, Neid und Versagensängste seziert. Eigentlich geht es Brad und seiner Familie nicht schlecht. Sie leben im kalifornischen Sacramento, haben Haus und Auto, aber dass Brad nur eine Non Profit Organisation leitet, lässt ihn ahnen, dass es das in seinem Leben war. Mehr geht nicht, ein sozialer, gesellschaftlicher oder gar finanzieller Aufstieg wird nicht kommen, was also tun? Für ein paar Tage fliegt er mit seinem Sohn Troy nach Boston, wo dieser studieren will. Die Wahl des richtigen Colleges steht also an, womit möglicherweise auch Lebenswege vorgezeichnet sind. Studiert Troy nur in Tufts, der Alma Mater seines Vaters, dann stehen seine Chancen schlechter, als wenn er in Harvard angenommen wird. Doch die Chancen worauf? Auf Erfolg, Geld, oder aufs Glücklichsein? Die Frage ob das eine das andere bedingt, ermöglicht oder vielleicht sogar verhindert, ist der Kern des Films. Der Film erzählt fast ausschließlich über einen inneren Monolog Brads, ein Stream of Consciousness mit dessen Hilfe es White gelingt, Brads Subjektivität zu visualisieren. Immer wieder sieht man, wie er die erfolgreichen Leben seiner Studienfreunde imaginiert, sich auf masochistische Weise in Vergleichen ergeht, die er unweigerlich verliert. Erst als er realisiert, dass die Leben anderer auch nicht so glatt sind, wie es von außen scheint, kann er sich mit seinem eigenen Leben versöhnen und vor allem damit, was er hat: Mehr als materiellen Wohlstand.

Michael Meyns

Details

Originaltitel: Brad's Status
USA 2017, 102 min
Genre: Komödie
Regie: Mike White
Drehbuch: Mike White
Kamera: Xavier Grobet
Schnitt: Heather Persons
Musik: Mark Mothersbaugh
Verleih: Weltkino
Darsteller: Ben Stiller, Austin Abrams, Luke Wilson, Michael Sheen, Jenna Fischer
FSK: oA
Kinostart: 29.03.2018

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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