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Ich will mich nicht künstlich aufregen

Cineastischer Paukenschlag

Eine stringente Handlung gibt es nicht in Max Linz‘ schreiend komischem und filmisch atemberaubendem Werk über die junge Berliner Kuratorin Asta, und dennoch geht es immer ums Ganze - um die Gentrifizierung Kreuzbergs, das globale Risikokapital, um Exzellenzcluster, prekäre Jobs in der Kulturindustrie und den symbolischen Wert von Kunst.

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Es weht ein neuer Wind im jungen deutschen Kino. Mit Ramon Zürcher, Julian Radlmaier und Max Linz blasen seit einiger Zeit eine Gruppe von wilden Filmemachern Sturm gegen das konventionelle Erzählkino und schenken uns Filme nach denen wir glücklich, überrascht und mit anderen Augen aus dem Kinosaal stolpern. ICH WILL MICH NICHT KÜNSTLICH AUFREGEN ist das jüngste Beispiel für so einen cineastischen Paukenschlag, der 2014 im Forum der Berlinale für Furore sorgte und nun endlich in die Kinos kommt.
Die junge Kuratorin Asta verbringt ihre Vormittage damit, ihre Suhrkamp-Bücher neu zu mischen, sich bei Brecht-Yoga zu entspannen und mit einem Freund aus Indien Trips ins Grüne zu machen. Asta debattiert über den Verlust der ästhetischen Erfahrung des Alltags, während sie sich die Bonbons einer Skulptur von Félix González-Torres in den Mund stopft, und begleicht das angelieferte Essen mit einem 100-Euro-Schein: "Stimmt so!" Was zunächst wie eine zynische Abrechnung mit dem Berliner Kunstmarkt klingt, ist auf vielen Ebenen viel komplizierter und spannender als eben das. Max Linz hat viel zu sagen und lässt uns ständig darin im Unklaren, wie ernst er es selbst meint oder seinen Film tatsächlich nimmt. Die filmischen Anleihen, die er in seinen überbordend frechen Film packt, reichen von Thomas Arslan, über Christoph Schlingensief bis hin zu Rainer Werner Fassbinder und Godard. Eine stringente Handlung gibt es nicht und dennoch geht es immer ums Ganze - um die Gentrifizierung Kreuzbergs, das globale Risikokapital, um Exzellenzcluster, prekäre Jobs in der Kulturindustrie und den symbolischen Wert von Kunst. Endlich schafft es mal wieder ein Film schreiend komisch, hochpolitisch, filmisch atemberaubend, hochironisch, vollkommen unverschämt und bewusst banal zu gleich zu sein.

Toby Ashraf

Details

Deutschland 2014, 84 min
Sprache: Deutsch, Englisch
Genre: Drama
Regie: Max Linz
Drehbuch: Max Linz
Darsteller: Sarah Ralfs
Kinostart: 08.01.2015

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