Nicht aus jedem Frosch wird ein Prinz und nicht jede wird Prinzessin. Immerhin, Roland Suckale wird zwar nicht Prinz, aber doch Erster bei der Weltmeisterschaft für Hobbyeiskunstläufer 2022. Linda Bernard aber war tatsächlich einmal eine Eisprinzessin, dreifache englische Meisterin im Paarlauf, von der Queen eingeladen. Das ist schon sehr lange her. Nun trainiert auch sie für den Wettbewerb der Amateure in Oberstdorf, die wirklich Amateure sind und nicht nur so heißen. Von sechs Frauen und Männern, die sich mit Hingabe vorbereiten auf ihren großen Auftritt, erzählt ICE AGED von Alexandra Sell. Drei Jahre hat sie diese Menschen begleitet, auch bei der großen Zäsur, als in Großbritannien die Eislaufhallen gebraucht wurden, um Coronatote zu lagern.

Es ist Sells zweiter Film, in dem es ums Eislaufen geht, aber es kann Entwarnung gegeben werden. Nicht um Pirouetten dreht es sich hier, sondern um Träume und darum, dass man sie erfüllen kann. Um die Suche nach Glück – überhaupt oder auf dem Eis. Man muss keinen Rittberger springen, ja, nicht einmal ihn erkennen können, um diesen Film zu mögen. Weil die Regisseurin ihre Protagonisten mag, sie nie bloßstellt; selbst von dem skurrilen Dinner, das Linda für ein Dutzend Teddybären vorbereitet, einfach erzählt, ohne sich lustig zu machen. Umgekehrt meidet sie Pathos und kann sich beim Herabdimmen auf die Selbstironie der Darsteller*innen verlassen. Auf Roland vor allem, der nach 50 Jahren Pause wieder seine Eislaufschuhe angezogen hat, die alten, die er sich mit 18 Jahren erspart hatte. Elegant, sehr lazy, lehnt er vor schönster Alpenkulisse an seinem Cabrio und demonstriert leicht belustigt die einem Flip, einfach oder doppelt, entsprechende Körperhaltung. Das klappt als Trockenübung perfekt, die Geste, nicht der Sprung.

Elisabeth Bauschmid