I LIKE MOVIES ist der muntere Debütfilm der Kanadierin Chandler Levack, die hauptberuflich eigentlich Filmkritikerin ist. Ihr Film spielt 2002 in einem Vorort von Toronto. Chandlers Alter Ego im Film ist der kleine, pummelige High School Senior Lawrence (Isaiah Lehtinen), ein Film-Nerd, der davon träumt, Filmemacher zu werden. Lawrence hat sich an der NYU beworben, um Film bei Todd Solondz zu studieren. Vehement und wütend verteidigt er das als seine einzige Lebensperspektive. Darunter geht nichts, schon gar kein Studium der Filmwissenschaft in Ottawa, für das er ein Stipendium bekäme, während das NYU-Studium 90.000 Dollar kostet, die seine Mutter nicht hat und Lawrence erst recht nicht.
Lawrence ist ein selbstbezogener Arsch, und extrem fies zu allen Leuten, die ihm nahestehen. Das sind zunächst nur zwei, sein bester Freund Matt und seine alleinerziehende Mutter Terri. Dann bekommt er einen Job in der örtlichen Videothek und allmählich entwickelt eine Beziehung zu der freundlichen Managerin Alana.

Der Film einer Filmkritikerin und Filmemacherin über einen jugendlichen Filmfan berührt einige wunde Punkte bei Filmkritikern. Wenn Lawrence im Auto einen Vortrag über die Bildgestaltung bei Paul Thomas Anderson hält, oder wenn er einem Paar, dass eine hübsche Komödie fürs Wochenende sucht, Todd Solondz‘ Hardcore-Depri-Film HAPPINESS empfiehlt, fühlte ich mich ertappt. Auch einen Job zu finden, bei dem man so viele Filme wie möglich sehen kann, ist für manche Leute tatsächlich ein wichtiger Teil der Lebensplanung. Hier geht es aber vor allem darum, dass der völlig verpeilte Lawrence lernt, in Verbindung mit dem wirklichen Leben und mit anderen Menschen zu treten, ohne sie vor den Kopf zu stoßen. Vielleicht reicht es tatsächlich, wenn einem zur richtigen Zeit die richtige Person sagt, man müsse Leute einfach mal danach fragen, was sie so interessiert.

Tom Dorow