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Hochwald

Leben gleich Krise

Marios Freund Lenz stirbt bei einem islamistischen Terroranschlag in Rom. In Marios Südtiroler Heimatdorf ist Nadim, ein ehemaliger Mitschüler und Moslem Marios Verbündeter. Es geht um sexuelle Identität, religiösen Terror, Survivor-Guilt, Sucht und Rassismus.

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Mario fällt auf. Er tanzt, liebt Disco-Musik und lackiert sich die Nägel. Die Südtiroler Dorfgemeinschaft toleriert ihn. Beliebt ist er aber nicht. Ganz anders der schöne Lenz, Marios bester Freund und Winzersohn, der in Wien Schauspiel studiert und bald nach Rom zieht. Lenz hat was Mario will. Ein bisschen Neid ist da, aber auch Vertrautheit, die über Freundschaft hinausgeht. Als Lenz ins Dorf zurückkehrt, beschließt Mario, mit ihm nach Rom zu gehen. Dort werden die beiden in einem Queer-Club Opfer eines islamistischen Anschlags. Lenz stirbt. Mario überlebt und kann es nicht ertragen. Er kehrt allein ins Dorf zurück und alles gerät aus den Fugen, bis er Nadim trifft. Ein ehemaliger Mitschüler und Moslem.

Die Südtiroler Regisseurin Evi Romen schüttelt ein Potpourri an Themen aus. Sexuelle Identität, religiöser Terror, Survivor-Guilt, Rassismus, Sucht. Das könnte zu viel sein, ist es aber nicht. Mit Feingefühl erweitert sie das thematische Spannungsfeld. So erzählt sie fast nebenbei Marios prekäre Situation. Er lebt von Aushilfsjobs und zahlt nach einem Dreier mit Lenz und Dorf-Beauty Claudia Alimente an ein Kind, zu dem er keine Beziehung hat. Für Mario scheint das Leben immer gleich Krise. Romen stellt ihm aber Verbündete bei. Den Vater, Nadim, Lenz und den Tanz. Neben der Originalmusik von Florian Horwarth ist der tragende Song vom französisch-libanesischen Schlagerstar Ricky Shayne, der in den 1960ern als melancholischer Rock’n’Roller in Italien und Deutschland Karriere machte. 2019 setzte Stephan Geene dem fast vergessenen Sänger ein gefeiertes filmisches Denkmal. Dass Mario Shayne-Fan ist, ist ein schöner Kniff. Und die Perspektive Romens zeigt: Sie ist Fan von Mario. Das und die Besetzung machen HOCHWALD eindringlich und berückend. Dafür gab es den Großen Diagonale Preis und für Hauptdarsteller Thomas Prenn den Österreichischen Filmpreis.

Clarissa Lempp

Details

Originaltitel: Why Not You
Österreich/Belgien 2020, 108 min
Genre: Drama
Regie: Evi Romen
Drehbuch: Evi Romen
Kamera: Martin Gschlacht, Jerzy Palacz
Schnitt: Karina Ressler
Musik: Florian Horwath
Verleih: Edition Salzgeber
Darsteller: Thomas Prenn, Noah Saavedra, Josef Mohamed, Kida Khodr Ramadan
FSK: 16
Kinostart: 07.10.2021

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