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Hive

Aivar im Dorf der Witwen

Kosovo, sieben Jahre nach Ende des Krieges: Noch immer werden unzählige Menschen vermisst, die vom serbischen Militär verschleppt wurden. Im kleinen Ort Krusha e Madhe versucht Fahrije ihre Familie durchzubringen und baut gegen den Widerstand der patriarchalen Gemeinschaft eine Aivar-Produktion auf.

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Kosovo, sieben Jahre nach Ende des Krieges: Noch immer werden unzählige Männer, Frauen und Kinder vermisst, die vom serbischen Militär verschleppt oder getötet worden waren. Im kleinen Ort Krusha e Madhe, heute auch als „Dorf der Witwen“ bekannt, verübten serbische Truppen 1999 ein Massaker mit Massenhinrichtungen, Plünderungen und Brandschatzungen. Bis heute bleibt der Verbleib von über 60 Dorfbewohner*innen ungeklärt. Basierend auf der wahren Geschichte der Mutter und Unternehmerin Fahrije Hoti handelt der Spielfilm HIVE von Regisseurin Blerta Basholli von den Folgen der Verbrechen in Krusha und vom Kampf der Überlebenden um Sichtbarkeit und Akzeptanz.

Vielleicht kommt Fahrijes (Yllka Gashi) Mann ja doch noch heim – sowohl sein Vater Haxhi (Çun Lajçi) als auch die Kinder halten sich immer noch an dieser Hoffnung fest. In Fahrije aber brennt der Wunsch, Gewissheit zu haben, damit ihr eigenes Leben und das ihrer Familie endlich weitergehen kann. Sie möchte arbeiten und auch ihren Leidensgenossinnen aus dem Bund für Frauen von Vermissten zu Arbeit verhelfen. Die aber weigern sich erst, denn sie fürchten die Reaktionen der patriarchalen Dorfgemeinschaft. Und tatsächlich: Sowie ihre Pläne, gemeinsam mit den Frauen des Dorfes die Paprikapaste Aivar zu produzieren und im lokalen Supermarkt zu verkaufen, in Fahrt kommen, wird sie angefeindet und ausgegrenzt; Angriffe auf ihr Auto, Symbol ihrer Unabhängigkeit, inklusive. Doch Fahrije will und kann sich nicht unterkriegen lassen und stemmt sich unermüdlich gegen die Widerstände - auch wenn es darum geht, die Wahrheit über das Schicksal ihres Mannes zu erfahren. Dabei nimm sie das Risiko in Kauf, dass aus der stummen Beklemmung, die HIVEs Atmosphäre durchzieht, echte Trauer wird und sich lang unterdrückte Tränen ihren Weg ins Freie bahnen.

Eva Szulkowski

Details

Originaltitel: Zgjoi
Kosovo/Schweiz/Mazedonien 2021, 84 min
Sprache: Albanisch
Genre: Drama
Regie: Blerta Basholli
Drehbuch: Blerta Basholli
Kamera: Alex Bloom
Schnitt: Félix Sandri, Enis Saraçi
Musik: Julien Painot
Verleih: jip Film & Verleih
Darsteller: Yllka Gashi, Çun Lajçi, Aurita Agushi, Kumrije Hoxha, Adriana Matoshi
Kinostart: 08.09.2022

Website
IMDB

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