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Henry Fonda for President

Acteur und Auteur

Regisseur Alexander Horwath verbindet Henry Fondas Lebensgeschichte und Filmografie mit seiner eigenen filmischen Sozialisation und mit der Geschichte der USA.

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Regisseur Alexander Horwath lernte Henry Fonda im Sommer 1980 in Paris kennen. Im Kino selbstverständlich. Seine Tage liefen im ersten Auslandsurlaub mit den Eltern immer gleich ab: Stadtbesichtigung, Olympiade im TV, Kino. Ausgehend von diesen Erinnerungen und anhand von allerlei Filmschnipseln, Tonaufnahmen, Fotografien, Gemälden, Talk Shows, TV-Nachrichten, Werbefilmen und mehr erzählt Horwath in drei Stunden von seiner eigenen Film-Sozialisierung anhand des Schauspielers und verflicht sie mit der Geschichte der Vereinigten Staaten und der Fonda-Dynastie. Was zunächst an den Haaren herbeigezogen klingt, funktioniert wie im Arte-Format Blow Up, in dem anhand persönlicher Assoziationen zu Schauspielern, Filmen, Musik, etc. ein spielerischer wie bereichernder Zugang zum Medium geschaffen wird, erstaunlich gut. Die Kolonisierung Amerikas und die ungeschönte Geschichte der Zivilisierung des Wilden Westens sind Themen, auf die Horwath immer wieder zurückkommt. Denn die Überschneidungen aus Henry Fondas Leben und Filmografie mit solch Eckpunkten aus der US-Historie sind verblüffend – nicht nur, weil er mehrfach Präsidenten mimt. Horwaths These, dass Fonda als acteur stets auch auteur ist, kann auch so verstanden werden, dass dieser durch seine Rollenwahl auch die (eigene) Geschichte schreibt. Eine Geschichte, die Fonda selbst merklich nicht in Worten ausdrücken kann. Einmal meint Horwath treffenderweise, Fonda spiele nach innen. Doch sein Gesicht projiziert das Innenleben zwangsläufig nach außen, und wir projizieren eigene Erfahrungen, Gedanken, oder allgemein: Persönliches zurück auf sein Gesicht. Und so wird HENRY FONDA FOR PRESIDENT zu einem spannenden, komplexen Porträt, eben weil es sich nicht darauf beschränkt, Porträt zu sein.

Bernhard Schmid

Details

Österreich/Deutschland 2024, 184 min
Sprache: Deutsch, Englisch
Genre: Dokumentarfilm, Porträt, Film übers Filmemachen
Regie: Alexander Horwath
Kamera: Michael Palm
Verleih: Real Fiction
Kinostart: 30.01.2025

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