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Happy Burnout

Ausgebrannter Punk

Als Altpunk Fussel beim Arbeitsamt auffliegt, besorgt ihm seine wohlgesonnene Fallbetreuerin Frau Linde ein Attest. An die erfundene Diagnose „Burnout“ ist allerdings eine stationäre Therapie gekoppelt…

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Plakativer kann ein T-Shirt-Logo kaum sein: „I won't change“ steht auf dem des Altpunks Fussel. Seit der Schulzeit drückt er sich erfolgreich vor dem Arbeitsleben, wobei ihm die naive Frau Linde vom Jobcenter den Rücken deckt. Angeblich umsorgt Fussel arme Leute wie ein Flüchtlingskind, in Wahrheit frönt er tagtäglich dem Müßiggang. Als das beim Jobcenter auffliegt, gerät das Lotterleben in Gefahr. Die Lösung: Frau Linde besorgt Fussel ein Attest, das dem Arbeitsverweigerer – welch Ironie – einen Burnout andichtet. Die erfundene Diagnose ist an eine stationäre Therapie gekoppelt, die der Gammler wohl oder übel antreten muss. Mit Infos aus dem Ratgeber „Burnout für Dummies“ markiert er in der Klinik den Ausgebrannten. Die Ärzte checken das, doch Fussel kann sich anderweitig nützlich machen, weil sich die Mitpatienten dem freischnäuzigen Punk öffnen. Wotan Wilke Möhring gibt den Altpunk mit viel Spielfreude und ist der Hauptgrund, HAPPY BURNOUT anzuschauen. Bei der Charakterisierung nehmen Regisseur André Erkau und Autor Gernot Gricksch den leichten Weg, indem sie Klischees häufen und die Krankheitsbilder der Patienten in trivialen Flashbacks triggern: Ein cholerischer Kinderunterhalter, eine überanstrengte Hausfrau, ein karrieregeiler Workaholic, ein suizidaler Unternehmer. Letzterer weckt mit verbranntem Gesicht und radikaler Schweigsamkeit Neugier, die anderen bleiben zweidimensional. Wohin die Reise führt, ist rasch klar: Fussel muss seine Einstellung ändern, erwachsen werden und Verantwortung für seine Tochter übernehmen. Nebenbei bahnt sich was mit der Psychologin Alexandra an, die wie Fussel Nutella vom Finger schleckt und Punkmusik mag. In der Wohlfühlwelt der immerhin kurzweiligen Burnout-Dramödie reicht das, um von Liebe zu sprechen.

Christian Horn

Details

Deutschland 2017, 102 min
Genre: Tragikomödie
Regie: André Erkau
Drehbuch: Gernot Gricksch
Verleih: NFP
Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Hinnerk Schönemann, Torben Liebrecht, Anke Engelke, Julia Koschitz
FSK: 6
Kinostart: 27.04.2017

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