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Happiness

Verstörende Glücksmomente

Der seltsame Herr Kanzaki erscheint in einer Kleinstadt, in der alle Menschen deprimiert sind. Mit Hilfe eines „Glückshelms“ erinnert er die Bewohner an den glücklichsten Moment ihres Lebens und verleiht ihnen neue Lebenskraft. Er selbst erscheint aber durchaus nicht glücklich.

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Während Sabus Film MR. LONG als harter Noir-Thriller begann und dann zu einer freundlichen Parabel wurde, geht HAPPINESS - der Film, den der japanische Regisseur ein Jahr zuvor gedreht hat, der aber erst jetzt ins Kino kommt - den umgekehrten Weg, aus dem Licht in die Finsternis. Wäre da nicht die bedrohlich langsam um Ecken schleichende Kamera, sähe die Welt am Anfang des Films aus wie bei Aki-Kaurismäki. Herr Kanzaki (Masatoshi Nagase) erscheint in einer Kleinstadt, in der alle Menschen deprimiert sind. Mit Hilfe eines selbst gebauten „Glückshelms“ erinnert er die Bewohner an den glücklichsten Moment ihres Lebens und verleiht ihnen dadurch neue Lebenskraft. Kanzaki selbst wirkt aber keineswegs glücklich. Als Jugendliche Kanzaki nachts den Koffer mit dem Glückshelm aus der Hand reißen, reagiert der mit unerwartet heftiger Gewalt. Von diesem Moment an fühlt sich HAPPINESS an wie ein Strudel, der tiefer und tiefer in das Gegenteil von Glück hinab zieht. Kanzakis Maschine kann nämlich nicht nur den glücklichsten, sonst auch den furchtbarsten Moment des Lebens wieder heraufbeschwören, und gebaut hat Kanzaki sie vor allem als Instrument der Rache.
Sabus HAPPINESS ist eine Meditation über Glück, Schmerz und Erinnerung, die sich plötzlich in einen verstörenden Downer verwandelt. Aber schon zu Beginn des geradlinig erzählten Films wirkt die plötzliche, nervöse Hyperenergie der alten Dorfbewohner, die ihre Glücksmomente wiederentdeckt haben, seltsam. Warum sollte ausgerechnet eine Erinnerung an den ersten Baseball Home run als Schüler, an die Geburt des ersten Kindes oder an die eigenen ersten kindlichen Schritte neue Energie spenden, statt erst Recht zum Beklagen des Verlusts von Glück und Erfolgsmomenten zu führen? Wie so oft in Sabus Filmen hängen die Parabeln gerade schief genug, um zugleich zu rühren und zum Zweifel anzuregen.

Tom Dorow

Details

Deutschland/Japan 2016, 90 min
Genre: Drama, Mysterie
Regie: Sabu
Drehbuch: Sabu
Verleih: Rapid Eye Movies
Darsteller: Masatoshi Nagase, Hiroki Suzuki, Orakio
FSK: 16
Kinostart: 30.11.2017

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