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Hagen – Im Tal der Nibelungen

Nobler Beschützer und alte Wesen

HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN ist die Verfilmung eines Wolfgang-Hohlbein-Romans. Hagen, der Mörder Siegfrieds aus dem Nibelungenlied wird hier zum noblen Beschützer von Kriemhild, die er im Stillen liebt.

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Die Nibelungenwelle rollt weiter. In Worms sind die „Nibelungenfestspiele“ eine Kulturdampfmaschine, die deutsche Theaterautor*innen verschlingt und wieder ausspuckt. Nächstes Jahr ist Roland Schimmelpfennig fällig. Selbst wenn Worms progressive Autor*innen beschäftigt, die versuchen, aus den inkohärenten Motiven des Nibelungenlieds quasi-moderne Inhalte zu destillieren: etwas seltsam ist dieser neue Fokus auf alte deutsche Mythen gerade in Zeiten der Normalisierung des Rechtsextremismus schon.

HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN ist die Verfilmung eines Romans aus der Wolfgang-Hohlbein-Textfabrik. Hagen, der im Nibelungenlied sowohl als edler Recke als auch als heimtückischer Mörder Siegfrieds auftritt, wird hier zum noblen Beschützer von Kriemhild, die er im Stillen liebt. Die Burgunder-Brüder Gunther, Gernot und Giselher treten als – zum Teil körperbehinderte – Trottel auf, die ihren Herrschaftsanspruch vom saufenden, pöbelnden Volkshelden Siegfried gefährdet sehen. Brunhild erscheint als Siegfrieds Ex-Liebhaberin, mit der es sofort ein neues Techtelmechtel gibt. Fantasy-gerecht werden die Walküren, der Zwerg Alberich und der Drache zu „alten Wesen“, die weise und mächtig, aber auch gefährlich sind.

Auch wenn Hohlbein und die drei Drehbuchautor*innen einiges geändert haben: Der Film hält sich im Wesentlichen an die Dramaturgie des ersten Teils des Nibelungenlieds, und das ist ein Problem, von den hölzernen Dialogen mal abgesehen. Der Plot des Nibelungenlieds ist nicht modern gestrickt und die Schilderungen dessen, was es auf Festen alles zu essen gab und wie schön die Kleider waren, sind wichtiger als entscheidende Wendepunkte. So auch hier: Das ist alles ein bisschen langweilig, aber es versucht, gut auszusehen. Die Musik ist von Hans-Zimmer-Schülern und rumst.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Hagen
Deutschland 2024, 135 min
Genre: Drama, Action, Historienfilm
Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert
Drehbuch: Cyrill Boss, Philipp Stennert
Kamera: Philip Peschlow
Schnitt: Alexander Berner, Alexander Dittner
Musik: Adam Lukas, Jacob Shea
Verleih: Constantin Filmverleih
Darsteller: Gijs Naber, Jannis Niewöhner, Lilja van der Zwaag, Dominic Marcus Singer, Rosalinde Mynster
Kinostart: 17.10.2024

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