
Neue Notiz
Gunda
Poetisches Porträt
Victor Kossakovsky hat seinen Dokumentarfilm über ein Schwein ganz in Schwarzweiß gedreht, mit viel Liebe, Licht und Ruhe - und doch steckt auch eine ungestüme Wut dahinter, die in dem Filmemacher gärt.
Gunda seufzt. Als Mutter von zehn Neugeborenen hat sie es nicht leicht. Ihr Nachwuchs ist hungrig, tollpatschig, neugierig auf die Welt und entsprechend schwer zu bändigen. Das kostet Kraft, und Gundas Blick verrät oft die Müdigkeit, die in ihr steckt. Aber auch den Glanz in den Augen einer stolzen Sau, die ihre Kleinen beim Austoben im Freigehege beobachtet, fängt Victor Kossakovsky in seinem leise fesselnden Tierporträt mit der Kamera ein. Mal ganz nah dran, mal mit respektvollen Abstand aus der Ferne beobachtet der russische Regisseur den Alltag des Schweins und ihrer Ferkel auf einem geradezu paradiesisch erscheinenden Bauernhof, zu dem auch ein einbeiniges Huhn und eine kleine Rinderherde gehören. Von Massentierhaltung keine Spur. Kossakovsky hat seinen Dokumentarfilm ganz in Schwarzweiß gedreht, mit viel Liebe, Licht und Ruhe - und doch steckt auch eine ungestüme Wut dahinter, die in dem Filmemacher gärt. Seine Empörung gilt allem und jedem, der sich gegen die Erhaltung unserer Natur mit all ihren Lebens- und Landschaftsformen stellt. Mit AQUARELA hatte er 2019 bereits ein zutiefst poetisches Werk über das wichtigste, lebensnotwendige Element unserer Erde gedreht. Jetzt legt er mit GUNDA nach und trifft mit seinem freien, unkommentierten Blick mitten ins Herz. Schauspieler Joaquin Phoenix war sogar so sehr begeistert, dass er noch nachträglich als Produzent einstieg, um dem Film eine größere Aufmerksamkeit auf internationaler Ebene zu garantieren. Am Ende hätte es fast zu einer Oscarnominierung gereicht. Die Faszination liegt in der Schlichtheit ebenso wie in der Wärme des Films. Und in der Wahrheit. Denn auch das Leben einer Sau ist von Höhen und Tiefen geprägt, die Schmerz, Verlust und Trennung nicht ausschließen. Wie man es nach GUNDA mit seinem persönlichen Verhältnis zu Tieren und Essgewohnheiten hält, bleibt jedem selbst überlassen.
Norwegen/USA 2020, 93 min
Sprache: Englisch
Genre: Dokumentarfilm, Tierfilm
Regie: Victor Kossakovsky
Drehbuch: Victor Kossakovsky, Ainara Vera
Kamera: Egil Håskjold, Larsen Victor Kossakovsky
Schnitt: Victor Kossakovsky, Ainara Vera
Verleih: Filmwelt
FSK: oA
Kinostart: 19.08.2021
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