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Golden Twenties

Oh Girl

Nach ihrem Studium zieht Ava wieder bei ihrer Mutter ein, doch alles ist anders und ihre Suche nach einer neuen Rolle im Leben gestaltet sich schwierig.

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In den nächsten Monaten wird uns eine ganze Reihe von Filmen junger deutscher Filmemacher*innen erreichen, die ohne den #MeToo-Tsunami nach dem Weinstein-Skandal wohl kaum denkbar gewesen wären. Filme, in denen Frauen fast jeden Alters und fast jeder sozialen Schicht einfach nur noch raus wollen: aus ihren Verhältnissen, ihrer Beziehung, ihrem Status, ihren Abhängigkeiten und (eigenen) Erwartungshaltungen.

Einer der stärksten Filme dieses Filmensembles ist Sophia Kluges GOLDEN TWENTIES, die eindringliche Coming-of-Age-Geschichte der Mittzwanzigerin Ava (Henriette Confurius), die nach einem Studium im Ausland wieder zu Hause bei ihrer Mutter landet und mit dem distanzierten Blick einer, die im Geist noch in der Fremde wandelt, auf ihr altes Umfeld und ihre Zukunft blickt. Ein wenig wie Tom Schilling vor sieben Jahren in OH BOY ist auch Ava eine Verlorene, die mit traumwandlerischer und transzenden¬taler Gewissheit durch Berlin flaniert. Die nicht wirklich am Abgrund steht, auch wenn ihr Leben ungeahnte Abgründe aufweist.

Aber Kluges Kritik an unserer Gegenwart ist pointierter und schärfer als die von Jan-Ole Gersters OH BOY. Kluge zeigt gnadenlos die aufgesetzten Gefühle unseres Alltags, die täglichen Maskeraden, die Lügen des Lebens im Privaten wie im Institutionellen, selbst und vielleicht gerade in der Welt des Theaters. In präzisen, wunderschön-melancholischen Momenten geht Kluge mit ihrer großartigen Hauptdarstellerin aber noch einen Schritt weiter und sieht sich die manchmal verzweifelte Suche ihrer Generation nach einem Mittelpunkt und nach glaubwürdigen Rollen in fast lyrischer Verdichtung ganz genau an.

Axel Timo Purr

Details

Deutschland 2019, 93 min
Genre: Komödie
Regie: Sophie Kluge
Drehbuch: Sophie Kluge
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Katja Dringenberg
Verleih: Twentieth Century Fox
Darsteller: Henriette Confurius, Max Krause, Inga Busch, Franziska Machens, Hanna Hilsdorf
FSK: oA
Kinostart: 29.08.2019

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