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Die Ballade von der weissen Kuh

Frau im Zentrum

Minas Mann ist tot, hingerichtet. Ein Justizirrtum, wie sich ein Jahr später herausstellt. Dann steht eines Tages Reza, ein angeblicher Freund ihres Mannes vor der Tür.

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Minas (Maryam Moghaddam) Mann ist tot, hingerichtet. Ein Justizirrtum, wie sich ein Jahr später herausstellt. Eine finanzielle Entschädigung soll ihr über den Verlust hinweghelfen und der siebenjährigen gehörlosen Tochter das Leben erleichtern. Aber Minas Trauer sitzt tief, und so leicht lässt sie sich nicht abschütteln. Während die Witwe ihren Kampf gegen ein System aufnimmt, das nicht auf Widerstand eingestellt ist, steht plötzlich Reza vor der Tür. Er ist angeblich ein Freund ihres Mannes, der alte Schulden zu begleichen wünscht. Mina ist zunächst misstrauisch, nimmt seine Hilfe und Freundlichkeit jedoch bald dankbar an, als ihr selbst Kraft, Geld und Hoffnung schwinden. Noch ahnt sie nicht, dass Rezas Vergangenheit unmittelbar mit ihrem Schicksal verbunden ist, bis auch diese Wahrheit irgendwann ans Licht gerät und Mina erneut vor eine schwere Prüfung gestellt wird.

Der meisterhafte Film von Behtash Sanaeeha und Maryam Moghaddam, bei dem Moghaddam als Regisseurin und (großartige) Hauptdarstellerin eine Doppelrolle übernimmt, konzentriert sich voll und ganz auf die Frau im Zentrum des Geschehens. Die Kamera folgt Mina durch den Alltag und streift dabei immer wieder ihr Gesicht, schaut ihr oft und lange in die schweren Augen, die so viel mehr sagen als jedes Wort, das sie sich abringen kann. Aber auch in ihrem tiefsitzenden Schmerz lässt sie sich nicht einschüchtern. Mit einer hartnäckigen Wut im Bauch stellt sie sich den Lügen des Überwachungsstaates ebenso entgegen wie Demütigungen, als etwa der Schwiegervater das Sorgerecht für ihre Tochter einklagt. Allein Mina weiß, wie weit sie zu gehen bereit ist. Da kann die Geschichte noch so vorhersehbar sein, solange sie mit so viel Feingefühl, Präzision und Eleganz behandelt ist wie hier, bleibt man gerne bei den Figuren.

Pamela Jahn

Details

Originaltitel: Ghasideyeh gave sefid
Iran/Frankreich 2020, 105 min
Genre: Drama
Regie: Maryam Moghaddam, Behtash Sanaeeha
Drehbuch: Mehrdad Kouroshniya, Maryam Moghaddam
Kamera: Amin Jafari
Schnitt: Ata Mehrad, Behtash Sanaeeha
Verleih: Weltkino
Darsteller: Maryam Moghaddam, Alireza Sani Far, Pouria Rahimi, Avin Poor Raoufi, Behtash Sanaeeha
FSK: 12
Kinostart: 03.02.2022

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