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Gernstls Reisen – Auf der Suche nach Irgendwas

Seit 40 Jahren on the road

Inspiriert von Beatnik Jack Kerouac („On the Road“) haben sich Franz Xaver Gernstl, Kameramann Hans Peter Fischer und Tonmann Stefan Ravasz 1983 erstmals auf den Weg gemacht. Seither drehen sie preisgekrönte Fernsehreportagen über alles, was ihnen begegnet

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„Seit 40 Jahren sind wir jetzt zusammen unterwegs – und immer noch die gleiche Besetzung“. Es gibt Dokus, die einen etwas glücklicher zurücklassen. Diese hier gehört dazu. Die hier zusammen „unterwegs“ sind, und das seit vier Jahrzehnten, das sind Franz Xaver Gernstl und sein Team: Kameramann Hans Peter Fischer und Tonmann Stefan Ravasz. In der Mediathek der ARD werden die 45-Minüter der Drei so angekündigt: „sie sind über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt, für ihre feinen und eigenwilligen Reisereportagen“. Wer die Reportagen noch nicht kennt, dem sei diese so rührend wie unaufgeregt collagierte Reise zurück besonders empfohlen. Inspiriert von Beatnik Jack Kerouac („On the Road“) haben sich die Drei 1983 erstmals auf den Weg gemacht. In einem roten Bus: „Einfach drehen, was uns unterkommt“, denn: „Autofahren und Bilder machen, das ist schön.“ Was indes noch dazukommt, sind all die Gespräche, die Franz Gernstl vor der Kamera mit all denen führt, die ihm begegnen: vom Obdachlosen „Fuzzy“, der zeigt, dass man auf 4 Quadratmetern glücklich sein kann, bis zum Oldtimer sammelnden Immobilienmillionär. Gernstl sucht nicht, er findet. Er lässt die Menschen reden; was sie erzählen, ist weit wichtiger als irgendwelche klugen Fragen. Es gibt kein Skript, keinen Plan. Keine Hierarchien. Dafür eine große Offenheit und Neugierde. Im Film verraten die drei bayrischen Filmemacher nicht nur, wie die bislang mehr als 200 Dokfilme entstanden sind („Gernstl unterwegs“ ist eine der am längsten laufenden Sendungen im deutschen TV. Ausgezeichnet mit zwei Grimme-Preisen), sie erzählen auch von schlechten Tagen und davon, dass das On-The-Road-Sein auch mal gehörig nerven kann. Wird man weiser, wenn man so viele Typen (die Rede ist von rund 2000), so viele Lebensentwürfe, derart verschiedene Weltwahrnehmungen hat kennenlernen dürfen? Vielleicht. In jedem Fall: „Man lernt, sich mit Zufällen anfreunden“.

Matthias von Viereck

Details

Originaltitel: Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas
Deutschland 2023, 88 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Franz Xaver Gernstl, Jonas Gernstl
Drehbuch: Franz Xaver Gernstl, Jonas Gernstl
Kamera: HP Fischer
Schnitt: Rolf Wilhelm
Verleih: Alpenrepublik
Darsteller: Franz Xaver Gernstl, HP Fischer, Stefan Ravasz
Kinostart: 05.10.2023

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