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Gauguin

Brotlose Kunst

GAUGUIN konzentriert sich ganz auf Paul Gauguins erste Tahitireise (1891 – 1893) und schildert in gediegenem Ton und Tempo den Alltag des Künstlers auf der Insel. Der hat mit der farbenfrohen Sinnlichkeit, die Gauguins Bilder ausstrahlen, fast gar nichts zu tun.

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Schwere Vorhänge dominieren die ersten Bilder von GAUGUIN. Man kann die verbrauchte Wohnungsluft und den Staub vieler Jahre fast riechen. Dieses Paris der Schwere und Rückwärtsgewandtheit, der Enge und des Stillstands, in dem niemand seine wilden Bilder kaufen mag, will der Maler Paul Gauguin verlassen. Ein Auftrag in Polynesien scheint die Rettung und ist offenbar schon lange ein Traum der Künstler- und Säuferclique um Gauguin. Aber als es jetzt ernst wird, will keiner mitkommen. Auch Gauguins Frau Mette wiegelt ab. Sie bleibt mit den fünf Kindern in Paris zurück. 1891 macht sich Gauguin alleine auf die Reise nach Tahiti.
Zum Zeitpunkt seines Aufbruchs ist Gauguin 43 Jahre alt. Er hat schon als Seemann und Börsenmakler gearbeitet, in Paris, Kopenhagen und in der Bretagne gelebt, hat sich in Panama beim Kanalbau verdingt und auf Martinique Ruhr und Malaria knapp überlebt. Vincent Cassel spielt ihn als verlebten Zausel an der Schwelle zum Alter. Kurz nach seiner Ankunft auf der Insel erleidet der Maler einen Herzinfarkt, aber er lässt sich davon nicht aufhalten, sondern malt und malt und malt. Etwas besser geht es ihm, als er die 13-jährige Tehura (im Film ist sie eher 17) kennenlernt, die seine Frau und sein Model wird.
GAUGUIN konzentriert sich ganz auf Gauguins erste Tahitireise (1891 – 1893) und schildert in gediegenem Ton und Tempo den Alltag des Künstlers auf der Insel. Der hat mit der farbenfrohen Sinnlichkeit, die Gauguins Bilder ausstrahlen, fast gar nichts zu tun: Das Geld ist immer knapp, das Essen immer mager, und die ersehnte Ursprünglichkeit kaum noch vorhanden. Tehura wünscht sich ein weißes Kleid, um die katholische Kirche besuchen zu können, und der Nachbarjunge Josephat verkauft Holzskulpturen an Touristen. Die Träume, denen Gauguin rastlos hinterherreist und die er so verführerisch malt, sind eben das: Träume.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Gauguin – Voyage de Tahiti
Frankreich 2017, 102 min
Genre: Biografie
Regie: Edouard Deluc
Drehbuch: Etienne Comar, Thomas Lilti, Edouard Deluc, Sarah Kaminsky
Kamera: Pierre Cottereau
Schnitt: Guerric Catala
Musik: Warren Ellis
Verleih: StudioCanal
Darsteller: Vincent Cassel, Malik Zidi, Tuheï Adams, Pernille Bergendorff
FSK: 6
Kinostart: 02.11.2017

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