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Garten der Sterne

Berührend, entspannt, poetisch

Berührend, enstspannt und atmosphärisch dicht erzählt GARTEN DER STERNE von einem Friedhof im Herzen von Berlin und vom transidenten Bernd Bossmann, alias Ischgola Androgyn der/die dort ein besonderes Friedhofscafé betreibt.

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„Ein Cafè auf einem Friedhof? Warum nicht! Wenn ein Friedhof ein Ort der Begegnung sein soll, dann braucht man auf dem Friedhof einen Ort, an dem man sich begegnen kann“, heißt es auf der Homepage des Alter-St.-Matthäus-Kirchhof, der sich an der Grenze von Schöneberg zu Kreuzberg unweit des U-Bahnhofs Yorckstraße befindet. Pasquale Plastino und Stéphane Riethauser haben einen Dokumentarfilm über diesen Friedhof, dessen Café „Finovo“ und seinen Betreiber Bernd Bossmann, alias Ichgola Androgyn, gemacht und erzählen das Ganze zu Beginn als Märchen. Die transidente Schauspielerin Zazie de Paris („Westler“) spricht eine Grimm’sche Erzählung, während die Kamera traumwandlerisch durch Baumkronen fährt und wir danach Bossmann begegnen, der nicht zum ersten Mal eine*n charismatische*n Filmprotagonist*in abgibt. Bereits in den Filmen von Michael Brynntrup und Rosa von Praunheim (die elegant in den Film einflochten werden) konnte man Ichgola Androgyn bewundern. Nun sehen wir nicht mehr die Trümmer-Transe und Polit-Tunte im Kampf gegen AIDS, sondern eine*n Aktivist*in, der/die den Friedhof als Begegnungsort neu denkt, Führungen gibt, über tote Schwule informiert und über den Garten der Sternenkinder berichtet. Dort werden sogenannte still- oder fehlgeborene Kinder begraben, denen sonst das Anrecht auf einen Bestattungsort nicht gegeben ist. Viele schwierige Themen werden von Plastino und Riethauser mit einer wunderbaren Leichtigkeit zu einem kleinen, filmischen Gedicht montiert, das ebenso berührend wie entspannt und atmosphärisch dicht daherkommt. Die erzählerischen Freiräume des Films, der unsentimentale, aber bewegende Sprachduktus von Bernd Bossmann und die große humanistische Liebe, die den Film dank seiner Hauptfigur durchtränkt, machen GARTEN DER STERNE zu einem wunderbaren, und im dokumentarischen Einerlei auch sehr besonderen Film.

Toby Ashraf

Details

Deutschland/Schweiz 2016, 61 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Stéphane Riethauser, Pasquale Plastino
Drehbuch: Stéphane Riethauser, Pasquale Plastino
Kamera: Stéphane Riethauser
Schnitt: Dalia Castel
Verleih: missingFILMs
FSK: oA
Kinostart: 18.01.2018

Website

Vorführungen

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