Gleich zu Anfang des Filmes arbeitet Regisseurin Sabine Michel die Kernthemen heraus, um die es ihr geht: Frausein, Mutterdasein und ostdeutsche Herkunft – wie hat das die politische Laufbahn der vier Politikerinnen, die sie porträtiert, geprägt? Manuela Schwesig, SPD-Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Yvonne Magwas (CDU), Bundestagsvizepräsidentin, Frauke Petry, nach ihrem Austritt aus der AfD 2017 bis 2021 fraktionsloses Mitglied des Bundestages, und Anke Domscheit-Berg, für Die Linke im Bundestag vertreten, erzählen, dass die Wendezeit Initialzündung für ihr politisches Engagement war.
In gesetzten Gesprächen vor weißer Wand lenkt nichts ab vom Mienenspiel der Frauen, die in einigen Momenten zu vergessen scheinen, dass sie Medienprofis sind. Alle haben Kräfte gelassen auf der immer noch männerdominierten politischen Bühne. Ein Jahr Bundestag würden wie sieben „normale“ Jahre zu Buche schlagen, sagt Anke Domscheit-Berg, während sie an ihrem Spinnrad Entspannung sucht.
Michel wahrt Distanz, will „auf Augenhöhe bleiben“. So bleibt es auch bei Petrys Argumentation eher moderat: Gleichberechtigung von Mann und Frau vor dem Gesetz ja, Quote und Gleichstellung ganz klar nein. Das sei Privatsache. Und ja, sie bedauere, was aus der AfD geworden sei, dass sie die Radikalisierung nicht aufhalten konnte. Ähnlich wie bei „Montags in Dresden“- hier hatte Michel drei überzeugte Pegida-Anhänger*innen beobachtend begleitet -, bleibt das Gefühl zurück, dass es gerade bei Petry bedurft hätte, noch näher zu rücken. Die AfD ist heute eine rechtsextreme Partei und Frauke Petry eine ihrer Vordenkerinnen. Sie einfach nur in ein Ensemble ostdeutscher Politikerinnen einzureihen, wird dieser politischen Brisanz nicht gerecht.

Susanne Kim