Der neue Formel-1-Film mit Brad Pitt als alterndem Rennfahrer, der einem Verlierer-Team auf die Sprünge helfen soll, hätte richtig gut werden können. An den richtigen Stellen wurde viel Geld ausgegeben, und das sieht man. Die Rennszenen sind spektakulär gefilmt, und mindestens die meisten der Rennstrategien gibt es so ähnlich tatsächlich im Renngeschehen. Auch die Geschichte ist an sich nicht die allerdümmste: der alte Hase zeigt dem Jungspund, wie man am besten im Team fährt. Dabei gibt es Konflikte, am Ende weiß der Jungspund Bescheid. Das könnte man so machen.

Die Probleme beginnen mit dem Drehbuch von Ehren Kruger, der bisher vor allem als Remake- und Sequel-Autor aufgefallen ist (THE RING, DUMBO, GHOST IN THE SHELL, TOP GUN: MAVERICK). Statt den Rennsport als Thema ernst zu nehmen, hat sich Kruger noch eine völlig überflüssige Liebesgeschichte zwischen Rennfahrer Sonny Hayes (Pitt) und der Chefingenieurin Kate (Kerry Condon) ausgedacht und den jüngeren, Schwarzen Rennfahrer Joshua Pearce (Damson Idris) mit einem Social Media affinen Manager und einer klischeehaften Mutter ausgestattet, die Weisheiten verkünden und das Söhnchen beschützen muss. Dazu gibt es einen kapitalistischen Superschurken, gespielt vom "Game of Thrones"-Schurken Tobias Menzies und einen gutherzigen Buddy-Typen Ruben (Javier Bardem) als Manager. Alle sind mit ihren eindimensionalen Rollen unterfordert. Solange sich die Räder nicht drehen, passiert in diesem Film nichts, das Interesse wecken könnte.

Mit einem Script-Doctor, der die gesamte Handlung und alle Nebenfiguren gestrichen hätte, sowie die Story konsequent auf den Formel 1-Betrieb ausgerichtet hätte, auf Technik, Ingenieur-Kniffeleien, Reifenwechsel-Strategien und reale Geschäftspraktiken der Rennstallmanager, wäre der Film insgesamt zu retten gewesen. RUSH und FORD V FERRARI (dt. LE MANS 66: GEGEN JEDE CHANCE) ist das besser geglückt. So bekommt man zur Hälfte sensationelle Rennszenen in echten Formel1-Fahrzeugen, zur anderen Hälfte langweiligen bis peinlichen Quatsch, wie die von ROCKY abgekupferten Szenen, in denen Brad Pitt zunächst allein, später mit dem ganzen Team vor dem Rennen über die Rennstrecke joggt, oder in denen Joshuas Löwenmutter Sonny bedroht, um ihr Söhnchen zu beschützen. Da rettet auch ein Cameo-Auftritt von Lewis Hamilton nicht mehr viel.

Tom Dorow