Als die Partnerin des Kanadiers Joshua stirbt, wendet er sich in seiner Trauer der Künstlichen Intelligenz „Project December“ zu. Er trainiert den Chat-Bot mit Nachrichten seiner verstorbenen Freundin darauf, wie sie zu antworten. Die überraschend genauen Ergebnisse bringen Jason Rohrer, den Entwickler von „Project December“, auf eine Idee. Der Chat mit Verstorbenen wird zum Service, aktuell für 10 Dollar. Über die Geschichte von Joshua und die „Jessica-Simulation“ wurde weltweit berichtet. In der Doku ETERNAL YOU ist sie der Einstieg in eine Welt der virtuellen Untoten. Die Beispiele sind faszinierend und beängstigend zugleich. Chat-Bots, Voice-Bots mit Stimm-Simulationen, interaktive Avatare, die mit simulierten neuronalen Netzwerken arbeiten, koreanisches Virtual Reality TV, in dem eine Mutter auf ihr totes Kind trifft.
Das Regie-Duo Hans Block und Moritz Riesewieck veröffentlichte bereits einen Essay zum Thema, dessen rotem Faden auch die Doku folgt. Zwischen Interviews und Einspielern schweben Clips einer Rede Sam Altmans – CEO von Open AI (Chat-GPT) – wie ein Omen. Altman spricht darin von der großen Verantwortung, die mit der Entwicklung der neuen Technologie verbunden ist.
Im Wilden Westen der KI-Branche lässt sich richtig viel Geld verdienen. Das ist auch die Krux für Kritiker*innen wie die MIT-Professorin Sherry Turkle. Das Abo abzustellen, sei, als würde der geliebte Mensch ein zweites Mal sterben. Project December bekommt außerdem wegen der Unberechenbarkeit der KI Beschwerden. Statt magisch wird’s dann gruselig. Wie bei Userin BabyGirl, die mit einer Simulation ihres verstorbenen Partners chattete. Wo er jetzt sei, fragte BabyGirl. An einem dunklen, einsamen Ort, schreibt die KI zurück. Ob das der Himmel sei, fragt BabyGirl. Nein, die Hölle, ist die Antwort.

Clarissa Lempp