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Endlich Tacheles

Holocaust-Computerspiel

Der in Israel geborene Yaar studiert Gamedesign in Berlin und hat den Plan, ein Spiel über die Shoah entwickeln. Vorbild soll die Geschichte seiner Großmutter sein.

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Der in Israel geborene Yaar studiert Gamedesign in Berlin und hat den Plan, ein Spiel über die Shoah zu entwickeln. Vorbild soll die Geschichte seiner Großmutter sein, die Spieler sollen die Rollen eines jüdischen Mädchens und eines SS-Offiziers spielen. Juden sollen nicht nur Opfer sein, sondern zurückschießen. Dafür sollen Nazis auch nicht nur „böse“ sein: „Provokant, huh?“ Seine Mutter und sein Vater sind beide sehr skeptisch, zumal Yaar dem Vater den brutalen Shooter „Wolfenstein“ als Beispiel zeigt. Yaars Gamer-Perspektive wirkt zunächst unglaublich naiv, aber auch wie der unbeholfene Versuch eines rebellischen Befreiungsschlags. Immerhin beginnt ein Prozess der Auseinandersetzung.
Zwei Jahre später treffen die Dokumentarfilmerinnen Jana Matthes und Andrea Schramm sich wieder mit Yaar. Inzwischen hat sich das Konzept des Spiels verändert. Jetzt sollen die Spieler in die Rolle von Nachfahren eines jüdischen Mädchens, das ihren kleinen Bruder beschützen will, und eines SS-Mannes schlüpfen. Yaar hat sich mit Marcel einen deutschen Partner gesucht, der darauf beharrt, dass der Holocaust nichts mit ihm und seiner Generation zu tun habe und dafür plädiert, dass der SS-Mann die Türen eines Eisenbahnwaggons öffnet und die Kinder freilässt. In einem Haus in Krakau wollen sie das Spiel fertigstellen. Aber Besuche im Konzentrationslager, in dem der Bruder von Yaars Großmutter ermordet wurde, ein Treffen mit den Nachkommen der Familie Paslawski, die Yaars Großmutter Rena und ihren Bruder Roman vor den Deutschen versteckt hatten und viele Gespräche zwischen Roman und seinem Vater ändern allmählich Romans Perspektive. Die Spielentwicklung tritt immer mehr in den Hintergrund, je mehr über die tatsächliche Geschichte der Großmutter Rina und ihren Bruder Roman herauskommt, und Yaar spürt, dass er die Geschichte weder verfälschen, noch sie einfach hinter sich lassen kann.

Hannes Stein

Details

Originaltitel: Endlich Tacheles!
Deutschland 2020, 104 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Jana Matthes, Andrea Schramm
Drehbuch: Jana Matthes, Andrea Schramm
Kamera: Lars Barthel
Verleih: Real Fiction
FSK: 12
Kinostart: 14.10.2021

Website
IMDB

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