Neue Notiz
Warten auf Schwalben
Algerische Entwicklungen
Drei lose verknüpfte Geschichten loten die Spannung zwischen Bewegung und Stagnation, Rückblicken und Weitermachen im heutigen Algerien aus.
Wann werden sich die Dinge ändern? Oder sollte man lieber fragen: wann werden sich die Dinge entwickeln? Auf diesen feinen Unterschied macht der Alte seine Exfrau aufmerksam, als sie gemeinsam über die Zukunft ihres Sohnes und den Zustand der Gesellschaft nachsinnen. Was will die junge Generation? Und ist es so anders als der vorangegangene Versuch der Älteren, "im Gehen zu verstehen"?
Mit drei lose verknüpften Geschichten wird die Spannung zwischen Bewegung und Stagnation ausgelotet. Eine junge Frau hat einen Liebhaber, schickt sich aber an, statt seiner einen "guten Mann" arrangiert zu ehelichen. Ein Arzt wurde Jahre zuvor als von Terroristen Entführter Zeuge einer Gruppenvergewaltigung. Nun fordert ihn die Frau von damals auf ungewöhnliche Art auf, etwas für die Wiedergutmachung zu tun. Im Hier und Jetzt beobachtet der Alte einen brutalen Überfall, traut sich aber nicht, die Polizei zu rufen.
Der Regisseur Karim Moussaoui vermeidet in seinem ersten Spielfilm den Komfort stereotyper Bilder ebenso wie die große Dramatik, obwohl durchaus schicksalhafte Fragen verhandelt werden. Es gelingt ihm, mit WARTEN AUF SCHWALBEN ein Land, eine Gesellschaft - das heutige Algerien auf angenehm alltägliche Weise anhand von individuellen Charakterskizzen vorzustellen. Oft ruht unser Blick ganz auf dem gelebten Gesicht einer Person, während wir gemeinsam mit dieser einer anderen zuhören. Dokumentarische Stadt- und Naturlandschaften legen dazwischen knapp und frisch das Gelände dar, in dem sich die pointierten Gespräche, das Ringen um die richtigen Entscheidungen abspielen. Die klaren, konzentrierten Kamerabilder bleiben dabei beweglich, sie lassen den Menschen Raum, um wie die ersehnten Schwalben hin- und herzugleiten zwischen dem Verharren beim Althergekommenen und dem Aufbruch ins Unbekannte. Wem wird das Land gehören?
Originaltitel: En attendant les hirondelles
Frankreich/ Deutschland/ Algerien/ Katar 2017, 113 min
Genre: Drama
Regie: Karim Moussaoui
Drehbuch: Karim Moussaoui, Maud Ameline
Kamera: David Chambille
Schnitt: Thomas Marchand
Verleih: missingFILMs
Darsteller: Mohamed Djouhri, Sonia Mekkiou, Hania Amar, Mehdi Ramdani, Chawki Amari
FSK: 6
Kinostart: 23.08.2018
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