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Empire Of Light

Art-Déco Interieurs und Strandpromenaden

1982, ein Filmpalast an der englischen Küste. Das Geschäft nur noch dürftig, der Glanz der goldenen Jahre ist lange verblasst, Chefin Hilary leitet das Haus so gut es eben geht.

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Gerade hat Steven Spielberg in DIE FABELMANNS von den Ursprüngen seiner persönlichen Leidenschaft für die Welt der Bilder berichtet. Jetzt legt Sam Mendes seinen vielleicht privatesten Film vor. Erstmalig verfasste er auch selbst das Drehbuch. Nach eigenen Aussagen ist die Geschichte, die er in EMPIRE OF LIGHT erzählt, vom Kampf seiner Mutter mit ihrer psychischen Gesundheit inspiriert. Das Ergebnis ist jedoch viel weniger autobiografisch verankert als von dem Wunsch geprägt, im Zuschauer ein Gefühl für die Zeit und den Ort zu vermitteln, an dem sich die Handlung zuträgt.

Der Schauplatz ist ein Filmpalast an der englischen Küste – ein opulentes Kino mit einst mehreren Leinwänden und einem lichtdurchströmten Tanzsaal mit Blick auf das Meer. Doch das Geschäft läuft auch 1982 schon nur noch dürftig, der Glanz der goldener Jahre ist lange verblasst. Trotzdem leitet Hilary (Olivia Colman) das Haus so gut es eben geht. Denn außer ihrem Job bleibt ihr nur die Einsamkeit der eigenen vier Wände, und auch das zwielichtige Verhältnis zu ihrem Chef (Colin Firth) nagt an ihrer ohnehin labilen Psyche. In Vorbereitung auf eine unerwartet große Premierenfeier bringen Hilary und ihr Team das vernachlässigte Gebäude wieder auf Vordermann. Dabei ist auch der neue Schwarze Ticket-Verkäufer Stephen (Micheal Ward), der sich sofort mit seiner Vorgesetzten verbunden fühlt: Ihre Beziehung blüht kurz auf, doch gleichzeitig wächst der Rassismus in der Gesellschaft und die Gefahr, dass Hilary die Nerven verliert.
EMPIRE OF LIGHT ist ein Film, der von Herzen kommt. Man spürt die gute Intention, mit der Mendes sich hier ans Werk gemacht hat. Viele Themen und Fragen werden angesprochen, aber nur oberflächlich behandelt: Ein gewalttätiger Übergriff von Rechts, ein peinlicher Auftritt von Hilary vor versammeltem Publikum - die dramatischen Höhepunke sind vorprogrammiert. Doch die Figuren wirken zu weit distanziert von ihrem eigenen Schicksal, um emotionale Wirkung zu erzielen. Dagegen findet Kameramann Roger Deakins wunderschöne, nachwirkende Tableaus in verblassenden Art-Déco-Interieurs und an Strandpromenaden. Und Toby Jones ist als beseelter Filmvorführer mit das Beste an dieser etwas zu nostalgischen Ode an das Kino.

Pamela Jahn

Details

Originaltitel: Empire of Light
Großbritannien/USA 2022, 113 min
Genre: Drama
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Sam Mendes
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Lee Smith
Musik: Thomas Newman
Verleih: Walt Disney Company
Darsteller: Olivia Colman, Colin Firth, Micheal Ward, Toby Jones, Tom Brooke
Kinostart: 20.04.2023

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