Als Mario Falak (Luka Dimić) beim Bundesheer anheuert, ist er schon ein bisschen älter, dazu vorlaut und schwul noch dazu. Also wird er gleich zur Garde geschickt, die Vizeleutnant Charles Eismayer (Gerhard Liebmann) betreut. Mit der starren Miene und den pulsierenden Adern am Hals ist der der Prototyp eines brutalen Schleifers – und mit Abstand das Schlimmste, was einem bei der Ausbildung passieren kann. Eismayer nutzt jede Gelegenheit, die jungen Männer in seinem Regiment zu beleidigen, herabzusetzen und zu bestrafen. Auch nicht alle, so erzählt man sich, haben seinen brutalen Drill überlebt. Zu Hause bei seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn, weht ein ganz anderer Wind. Es scheint fast so, als würde Eismayer mit der Uniform auch seine öffentliche Identität ablegen. David Wagner zeigt in seinem stilsicheren Spielfilmdebüt einen Mann, der im Privaten viel stiller und zugänglicher ist. Ein wortkarger Macho zwar, aber auch ein Vater, der pflichtbewusst für seine Familie kocht, die Schuhe im Flur in Reih und Glied ordnet, und der mühsam Zärtlichkeiten austauscht, weil er sein eigenes Schwulsein verheimlicht.
Wagner kennt seine Figuren genau, weil er lange mit den realen Personen über ihre Geschichte geredet und nicht zuletzt auch seine eigenen Erfahrungen mit Ausbrüchen toxischer Männlichkeit in Bundesheerkasernen gemacht hat. Mit der nötigen Mischung aus Respekt und Toleranz beobachtet der Drehbuchautor und Regisseur, was passiert, wenn sich plötzlich die Leidenschaft unter der Uniform des Unteroffiziers Bahn bricht. Eingebettet in eine schlichte, aber ausdrucksstarke Dramaturgie, die auch den Mut zu assoziativen Bildern nicht scheut, ist ein sehr ehrlicher, intimer Film entstanden, der voller harter Widersprüche und großer Wahrheiten steckt.

Pamela Jahn