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Eden

Aussiedler*innen auf Floreana

Howards Film Eden scheint die „Galapagos-Affäre“, bei der deutsche Siedler 1934 auf der Galapagos-Insel Floreana unter ungeklärten Umständen zu Tode kamen, als eine Metapher für die US-Gesellschaft zu lesen.

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Ron Howard ist ein US-Großregisseur, der dutzende erfolgreiche Filme gedreht hat, darunter WILLOW, RUSH, A BEAUTIFUL MIND, APOLLO 13, THE DA VINCI CODE und die Verfilmung der Autobiografie des aktuellen US-Vizepräsidenten James David (JD) Vance, HILLBILLY ELEGY. Was will Howard von der vergessenen „Galapagos-Affäre“, bei der deutsche Siedler 1934 auf der Galapagos-Insel Floreana unter ungeklärten Umständen zu Tode kamen und drei weitere Personen verschwanden?

Howard stellt seine Geschichte mit Texttafeln am Anfang des Films in den Kontext der Wirtschaftskrise und des aufkommenden Faschismus. Der Berliner Arzt Friedrich Ritter (Jude Law) und seine an Multipler Sklerose erkrankte Partnerin Dora Strauch (Vanessa Kirby) siedelten 1929 auf der unbewohnten Insel Floreana. Ritter, ein rassistischer Pseudo-Prophet mit einer selbstgebastelten Eso-Aussteiger-Philosophie, schickte Artikel über ihr „utopisches“ Leben an deutsche Zeitungen. Das inspirierte den Kölner Beamten Heinz Wittmer (Daniel Brühl), mit seiner Frau Margret (Sydney Sweeney) und ihrem Sohn Harry im August 1932 ebenfalls auf Floreana zu siedeln. Den Wittmers gelang es, das Land an einer der beiden Wasserquellen auf Floreana urbar zu machen. Im Oktober 1932 trafen die „Baronin“ Eloise Wagner de Bousquet (Ana de Armas) und ihre beiden Liebhaber Rudolf Lorenz und Robert „Bubi“ Philippson mit einem ecuadorianischen Dienstboten auf der Insel ein, vorgeblich mit dem Plan, ein Luxushotel auf Floreana zu errichten. Es kam zu heftigen Konflikten zwischen den Parteien, die in Mord und Totschlag endeten.

Howards Film Eden scheint die Galapagos-Affäre als eine Metapher für die US-Gesellschaft zu lesen. Die Partei um die falsche Baronin bilden hedonistische Nichtstuer, Verführer und Diebe. Die Familie Wittmer besteht aus fleißigen, braven, schüchternen, hart arbeitenden Menschen, die sich ihr eigenes Glück schaffen wollen. Richter und Strauch sind grimmige, halbverrückte Ideologen, die mit dem Pöbel nichts zu tun haben wollen, aber ihre eigene Philosophie verraten.

Was das heute soll? EDEN erinnert an „cautionary tales”, den Legenden, Märchen und Geschichten, die man Kindern erzählt, damit sie nicht vom Wege abkommen und nicht mit dem Stuhl wackeln. Die braven Wittmers überleben, die Hedonisten und Ideologen gehen unter. Für die unterschiedlichen Parteien in den gespaltenen Gesellschaften des Westens sind allerdings unterschiedliche Lesarten möglich. Die Ideologen und die Hedonisten sind immer die anderen.

EDEN ist ein seltsamer, reichlich durchgeknallter Film mit großer Starbesetzung. Obwohl der Wahnsinn auf der Insel für das Kino eher heruntergespielt wird – es gibt wenig Nacktheit, obwohl das Teil von Richters Utopie war, Richter verhielt sich offenbar wesentlich brutaler gegenüber seiner Partnerin Strauch, es gab wesentlich mehr Gewalt innerhalb der Partei der „Baronin“, die Darsteller sind alle viel zu wohlgenährt, Richter und Strauß hatten sich alle Zähne ziehen lassen, aus Maßnahme gegen Zahninfektionen – zählt EDEN zu den bizarrsten US-Filmen seit langem.

Tom Dorow

Details

USA 2024, 129 min
Genre: Thriller, Historienfilm
Regie: Ron Howard
Drehbuch: Noah Pink
Kamera: Mathias Herndl
Schnitt: Matt Villa
Musik: Hans Zimmer
Verleih: Leonine
Darsteller: Sydney Sweeney, Ana de Armas, Vanessa Kirby, Jude Law, Daniel Brühl
Kinostart: 03.04.2025

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Eden

USA 2024 | Thriller, Historienfilm | R: Ron Howard

Howards Film Eden scheint die „Galapagos-Affäre“, bei der deutsche Siedler 1934 auf der Galapagos-Insel Floreana unter ungeklärten Umständen zu Tode kamen, als eine Metapher für die US-Gesellschaft zu lesen.

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