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Sleep with Your Eyes Open

Vom Nicht-Verankertsein

SLEEP WITH YOUR EYES OPEN erzählt leise, lakonisch und poetisch vom Nicht-Verankertsein als einer Erfahrung zwischen Melancholie und Absurdität.

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Die Geräusche scheinen lauter in Nele Wohlatz‘ SLEEP WITH YOUR EYES OPEN. Das liegt an der Leere, die sie umgibt. Alle Protagonist*innen in diesem Film sind Durchreisende in Recife, einer Hafenstadt in Brasilien, die hier aus einem langen Strand und baugleichen Hochhaustürmen zu bestehen scheint. Sie sprechen kaum die Landessprache, stehen außerhalb des sozialen Netzwerks der Stadt und haben kein Ziel vor Augen. Kai (Liao Kai Ro) aus Taiwan wollte mit ihrem Freund Urlaub machen und wurde von ihm am Flughafen versetzt. Nun sitzt sie am Strand und sieht in die Wellen, hört der kaputten Klimaanlage zu und findet einen Stapel Postkarten, die sie in die Welt von Fu Ang (Wang Shin-Hong ) und Xiaoxin (Chen Xiao Xin) transportieren. Er ist einer der Arbeiter, die für Xiaoxins Tante im Import Export arbeiten. Sie wurde von ihrer Familie aus Argentinien hergeschickt. Auch sie sind Abgekoppelte, deren Tage aus immergleicher Arbeit bestehen (die Pakete aus den Schiffscontainern müssen gesichtet, entpackt und transportiert werden), aus Essen, Schlafen, Pausenzeiten. Das Leben in der Diaspora hat einen kreisförmigen Rhythmus. Arbeiter gehen, Arbeiter kommen, und die Frage „Glaubst du, dass sich durch das Essen hier mein Geruch verändert?“ wandert durch die Gespräche, als ob sie von einem zum nächsten vererbt würde. SLEEP WITH YOUR EYES OPEN erzählt leise, lakonisch und poetisch vom Nicht-Verankertsein als einer Erfahrung zwischen Melancholie und Absurdität. Einmal fällt eine Wassermelone vom Himmel. Fu Ang verschweigt seiner Familie in China einen Todesfall, denn er kann sie nur morgens anrufen und möchte nicht, dass sie ihren Tag mit einer traurigen Nachricht beginnen. Kai möchte ein lokales Gericht bestellen und bekommt einen Caipirinha.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Dormir de olhos abertos
Brasilien/ Taiwan/ Argentinien/ Deutschland 2024, 97 min
Sprache: Portugiesisch, Spanisch, Englisch
Genre: Drama
Regie: Nele Wohlatz
Drehbuch: Nele Wohlatz, Pío Longo
Kamera: Roman Kasseroller
Schnitt: Yann-shan Tsai, Ana Godoy
Verleih: Grandfilm Verleih
Darsteller: Chen Xiao Xin, Wang Shin-hong, Liao Kai Ro, Nahuel Perez Biscayart, Lu Yang Zong
Kinostart: 13.06.2024

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