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Die Vierhändige

Schizo-Psycho-Horrorthriller

Nach einem brutalen Verbrechen in ihrer Kindheit hat die ältere Schwester der jüngeren geschworen, sie immer zu beschützen. Daraus ist zwanzig Jahre später eine Obsession geworden. Nun werden die Mörder von damals aus der Haft entlassen… Psychothriller.

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Ein herrschaftliches Anwesen auf einem Hügel hoch über rauchenden Industrieschloten: Die ersten Bilder machen das Genre des Films klar. Es folgt eine brutale home invasion-Szene, geschildert aus der Sicht zweier Kinder. Und dann springen wir ins Jetzt, und diese beiden Schwestern sind so traumatisiert, wie sie unzertrennlich sind. Denn in der schrecklichen Mordnacht in der Kindheit hat die Ältere der Jüngeren geschworen, sie zu beschützen. Aus diesem Beschützerinstinkt ist eine Obsession geworden, zumal nun, zwanzig Jahre später, die Mörder von damals aus der Haft entlassen werden. Die Obsession wird zur Belastung der engen Schwesternbeziehung, und sie wird Ursache eines nächsten Schocks: Ein Unfall. Und nur eine der Schwestern bleibt übrig. Doch die andere ist noch immer da, im Kopf der Überlebenden, und nachts unternimmt sie gefährliche Streifzüge durch die Stadt…
Die sanfte Schwester und die wilde; und eine von ihnen ist auf Rache aus: Oliver Kienle hat mit DIE VIERHÄNDIGE einen energetischen Schizo-Psycho-Horrorthriller gedreht, der nicht nur vollkommen das Genre bedient, sondern darüber hinaus mit einigen brillanten Erzählideen und Bilderfindungen besticht: Das Eindringen in die Hütte der Mörder, gefilmt in einer langen, sogartigen Kameraeinstellung, beispielsweise. Oder wie die eine Schwester das geheime Leben der anderen per Handy-GPS-Funktion nachermittelt: Jekyll und Sister Hyde in der düsteren Großstadt, wo Verbrechen Traumata erzeugen, wo Sühne nur über Rache möglich ist, wo eine Spaltung der Persönlichkeit die letzte Konsequenz einer düsteren Ereigniskette sein kann: Wenn zwei gemeinsam Klavier spielen, muss die eine gar nicht wirklich existieren. DIE VIERHÄNDIGE ist ein glänzend erzähltes Horrorstück, das den Glauben an ein deutsches Genrekino weiter aufrechterhält.

Harald Mühlbeyer

Details

Deutschland 2017, 94 min
Genre: Thriller
Regie: Oliver Kienle
Drehbuch: Oliver Kienle
Kamera: Yoshi Heimrath
Schnitt: Philipp Thomas
Musik: Heiko Maile
Verleih: Camino Filmverleih
Darsteller: Detlef Bothe, Christoph Letkowski, Friederike Becht, Frida-Lovisa Hamann, Agnieska Guzikowska
FSK: 16
Kinostart: 30.11.2017

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