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Die Verlegerin

Leidenschaftliches Plädoyer

Stephen Spielbergs Film über die Veröffentlichung der geheimen „Pentagon Papers“ in der Washinton Post im Jahr 1971 ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine unabhängige Presse, die sich an Tatsachen orientiert, auch wenn sie der eigenen Position nicht zur Ehre gereichen.

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Steven Spielbergs Film DIE VERLEGERIN feiert eine politische Kultur, die in den etablierten, auch den öffentlich-rechtlichen Medien, vor allem aber in den neuen Online-Meinungsmedien zum größten Teil verschwunden ist. Es geht um einen der wichtigsten Prozesse in der Geschichte der US-Presse. 1971 veröffentlichte die New York Times Teile der „Pentagon Papers“, die belegten, dass US-Regierungen seit Jahrzehnten den Krieg in Vietnam geplant hatten und zudem seit langem wussten, dass der Vietnam-Krieg nicht gewonnen werden konnte. Die Nixon-Regierung untersagte die Veröffentlichung, aber kurze Zeit später begann die Washington Post, weitere Teile der Papiere abzudrucken. Die Affäre endete vor dem Supreme Court der USA. Der Film beginnt mit der Vorbereitung des Börsengangs des Washington Post-Verlags, der von Katharine Graham (Meryl Streep), der Witwe des Herausgebers Philipp Graham geführt wird. Graham muss entscheiden, ob ihr Chefredakteur Ben Bradley (überzeugend knorrig: Tom Hanks) die geheimen Regierungspapiere veröffentlichen soll, die helfen könnten, den Krieg zu beenden. Ihr Aufsichtsrat rät ab. Schlimmstenfalls droht eine Anklage wegen Hochverrat, mindestens aber würden Investoren abspringen.
Die Washington Post ist eine sozialdemokratische Zeitung, und die Papiere desavouieren vor allem die eigenen politischen Verbündeten. Ben Bradley hat Bilder aus dem Urlaub mit den Kennedys auf dem Schreibtisch stehen, Katharine Graham konfrontiert ihren Freund, den ehemaligen Außenminister Robert McNamara beim Abendessen: „Was habt ihr euch dabei gedacht?“. Nachdem Facebook und Google den Journalismus ruiniert und durch stets die Meinung des Users unterstützende Polit-Blasen ersetzt haben, ist DIE VERLEGERIN ein leidenschaftliches Plädoyer für eine unabhängige Presse, die sich an Tatsachen orientiert, auch wenn sie der eigenen Position nicht zur Ehre gereichen.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: The Post
USA 2017, 115 min
Genre: Drama, Biografie, Historienfilm
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Josh Singer, Liz Hannah
Kamera: Janusz Kaminski
Schnitt: Michael Kahn, Sarah Broshar
Musik: John Williams
Verleih: Universal Pictures International
Darsteller: Meryl Streep, Tom Hanks, Bruce Greenwood, Michael Stuhlbarg, Jesse Plemons, Sarah Paulson, Bradley Whitford, Alison Brie, Bob Odenkirk, Tracy Letts
FSK: 6
Kinostart: 22.02.2018

Website
IMDB

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