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Die Migrantigen

Knallharte Migranten-Simulanten

Benny und Marko sind top-integrierte Wiener Hipster mit Migrationshintergrund. Als sie von einem Fernsehteam angesprochen werden, das nach Protagonisten für ihre Sozialer-Brennpunkt-Doku sucht, wittern sie TV-Ruhm und geben sich als arbeitslose Kleinkriminelle aus.

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Benny (Faris Endris Rahoma) und Marko (Aleksandar Petrovic) sind Wiener Hipster, die gerade eine alte Couch durch die Gegend schleppen, als eine Medienschnatze, die eine FPÖ-lastige Pseudo-Doku über ihr Viertel dreht, sie entdeckt. Sie braucht dringend ein paar authentische Migranten für den Grusel, und weil Benny schwarze Haare hat und Marko gerade ein paar Brocken Kiezösterreichisch brabbelt, spricht sie die beiden an: „Ihr seid doch Migranten?“ Eigentlich ist Benny Schauspieler und Marko Werbefuzzi, aber Marko ist insolvent und Benny würde lieber Ur-Wiener spielen als arabische Taxifahrer, bekommt wegen seines Aussehens aber nur den Taxifahrer angeboten, für den er dann wieder zu wienerisch ist. Zunächst aus Spaß, dann, weil die Beiden in den Taschen des öffentlich-rechtlichen TV-Teams jede Menge Geld vermuten, gehen sie auf das Spiel ein und geben für die Kameras die knallharten Klischeemigranten, um die schließlich eine ganze Reality-TV-Show entstehen soll.
DIE MIGRANTIGEN von Arman T. Riahi ist gelungener und komischer als viele andere Filme aus der Migranten-Filmkomödienwelle, weil hier alle simulieren. Marko und Benny müssen das Migrantenmilieu recherchieren und landen dabei bei einer Gruppe von Jungs, die ihnen gegenüber wiederum die ganz harten Gangster-Knochen geben, während sie in Wirklichkeit brav arbeiten gehen und Familie haben. Erst diese doppelte Simulation von Klischees führt zu einem Ergebnis, das am Ende die Erwartungen des TV-Teams befriedigt. Aber auch die Wienerische schlechte Laune, die sich an alle Ecken und Enden immer wieder lässig Bahn bricht, und die gelungenen Slapstick-Einlagen machen Spaß. Ein Meisterwerk des politischen Films oder der Medienkritik ist DIE MIGRANTIGEN nicht unbedingt, aber eine sehr hübsche Komödie, die ausnahmsweise mal nicht doof ist, ist doch auch schon was.

Tom Dorow

Details

Österreich 2017, 98 min
Genre: Komödie
Regie: Arman T. Riahi
Drehbuch: Arman T. Riahi, Aleksandar Petrovic, Faris Rahoma
Kamera: Mario Minichmayr
Schnitt: Cordula Werner, Arman T. Riahi
Musik: Karwan Marouf
Verleih: Camino
Darsteller: Doris Schretzmayer, Aleksandar Petrovic, Faris Rahoma, Daniela Zacherl
FSK: 12
Kinostart: 07.09.2017

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