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Die Kunst der Stille

Der Pazifist Marcel Marceau

Marcel Marceau, der Pantomime mit dem weiß geschminkten Gesicht, war weltberühmt. Der Schweizer Regisseur Maurizius Staerkle Drux rekonstruiert gemeinsam mit Marceaus Ehefrau und Kindern die Familiengeschichte des Mimen und antifaschistischen Widerstandskämpfers.

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In unserer lauten, reizüberfluteten Welt wirkt die auf Gestik und Mimik reduzierte Kunst der Pantomime wie aus der Zeit gefallen. Marcel Marceau, der als „Bip“ bekannte Pantomime mit dem weiß geschminkten Gesicht, war weltberühmt, doch seine Familiengeschichte blieb vielen verborgen. Der Schweizer Regisseur Maurizius Staerkle Drux, als Sohn eines gehörlosen Vaters seit seiner Kindheit mit Bip vertraut, widmet sich in seinem Dokumentarfilm DIE KUNST DER STILLE nun Marcel Marceaus erschütterndem Schicksal. Marceaus Frau Anne Sicco und die Töchter Aurélia und Camille Marceau erinnern darin an den Pazifisten, der schon als Kind Buster Keaton und Charlie Chaplin verehrte und dem die Kunst der Pantomime dabei half, Unsagbares zu verarbeiten. Marcel Marceau, gebürtig Marcel Mangel, stammte aus einer jüdischen Familie aus Straßburg. Sein Vater Karl, ursprünglich aus Polen, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Marcel schloss sich der Résistance an, gab sich selbst den französischer und unauffälliger klingenden Nachnamen Marceau und brachte gemeinsam mit seinem Cousin jüdische Kinder in die Schweiz, um sie vor den Nazis zu retten. Nach dem Krieg behielt er den Namen Marcel Marceau bei – eine Erinnerung an den Widerstand gegen die Nazis.

Neben den Töchtern trägt auch Marceaus Enkel, Tanzstudent Louis Chevalier, dazu bei, das Andenken an Bip – auch auf der Bühne – zu bewahren. Staerkle Drux stellt Marcels und Louis' künstlerisches Schaffen nebeneinander und schneidet aus Archivmaterial und neu gedrehten Sequenzen fließend ineinander übergehende Szenen zusammen, in denen Großvater und Enkel an ähnlichen Orten vergleichbare Bewegungen ausführen. So verwischen die Grenzen zwischen Pantomime und Tanz, Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerung und Zukunft.

Stefanie Borowsky

Details

Originaltitel: Die Kunst der Stille: Marcel Marceaus Geheimnis – L'art du silence
Schweiz/Deutschland 2021, 82 min
Genre: Dokumentarfilm, Porträt
Regie: Maurizius Staerkle Drux
Drehbuch: Maurizius Staerkle Drux
Kamera: Raphael Beinder
Schnitt: Tanja Stöcklin
Musik: Jonas Bühler
Verleih: W-Film
Kinostart: 05.05.2022

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