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Die Hannas

Im Kompromiss glücklich

Anna und Hans sind schon so lange zusammen, dass sie von allen nur „Die Hannas“ genannt werden. Als beide aus eher Langeweile und Abenteuerlust eine Affäre beginnen, müssen sie sich der schwierigen Frage stellen, wie man leben soll.

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Anna (Anna König) und Hans (Till Butterbach) sind eins dieser symbiotischen Paare, die man nur im Duo antrifft, die ihre Sätze gegenseitig beenden und schon so lange zusammen sind, dass man sie sich gar nicht mehr allein vorstellen kann. Ihre Freunde haben daher kurzerhand auch ihre Namen vereint und nennen sie: Die Hannas. Mitte 30 sind die Hannas inzwischen, eigentlich läuft es ganz gut, in der Beziehung, beruflich, im Leben, aber soll es das jetzt schon gewesen sein? Sie seien „Im Kompromiss glücklich“ sagt ihre Freundin Lisa (Anne Ratte-Polle) einmal und das klingt gleichermaßen bewundernd und auch etwas abfällig.
Ganz am Anfang von Julia C. Kaisers Film, der nach einem erfolgreichen Weg über deutsche Festivals (allein beim achtung berlin-Festival gab es vier Preise) nun ins Kino kommt, fällt dieser Satz, zu einem Zeitpunkt, als DIE HANNAS noch wirkt wie eine jener typisch deutschen Beziehungskomödien. Auch diese spielt in Berlin, aber nicht wirklich in hippen Gegenden und auch die Hannas sind keine hippen Mitdreißiger, die irgendwas mit Medien machen, sondern eher bodenständig veranlagt. Umso einschneidender wirkt es dann, als sowohl Anna als auch Hans eine Frau kennenlernen und jeweils eine Affäre beginnen. Paralleler Betrug sozusagen, ein Ausprobieren, ob es da vielleicht außerhalb der Partnerschaft noch etwas anderes gibt, eine Alternative zu dem Leben, in dem man es sich vielleicht ein bisschen zu bequem eingerichtet hat. Zunehmend ernst werden die Affären, zunehmend drängender die Frage, wie es weitergehen soll, zunehmend ernst auch der Ton, des Films. Längst ist DIE HANNAS da schon keine leichte Komödie mehr, sondern ein Beziehungsfilm, der es sich nicht leicht macht, der seinen Figuren keine einfachen Lösungen anbietet, um aus ihrem Schlamassel hinauszufinden, sondern statt dessen angenehm realistisch und ernsthaft von der schwierigen Frage erzählt, wie man leben soll.

Michael Meyns

Details

Deutschland 2016, 102 min
Genre: Drama, Komödie
Regie: Julia C. Kaiser
Drehbuch: Julia C. Kaiser
Kamera: Dominik Berg
Schnitt: Linda Bosch
Musik: Dominik Berg, Sorry Gilberto, Coleslaw Clubbing
Verleih: W-Film
Darsteller: Till Butterbach, Anna König, Julia Becker, Ines Marie Westernströer, Christian Natter
FSK: 12
Kinostart: 10.08.2017

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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