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Die Geschwister 

Sex und Wohnraum

Weil der Angestellte einer Immobilienfirma Thies scharf auf den wohnungssuchenden Bruno ist, bringt er ihn und seine vermeintliche Schwester in einer leerstehenden Drei-Zimmer-Wohnung unter. Der unausgesprochene Handel scheint klar definiert, doch schon bald verschwimmen die Abhängigkeitsverhältnisse in der Dreiecksbeziehung

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Schufa-Auskunft, Einkommensnachweis und Mietschuldenfreiheitsbescheinigung – so schallt der unerbittliche Dreiklang in den Ohren der nicht enden wollenden Karawane von Wohnungssuchenden in Neukölln. Auch Thies kann ein alltägliches Lied davon singen, als Angestellter einer Wohnungsverwaltungsgesellschaft steht er bei den überlaufenen Besichtigungsterminen jedoch immer auf der sicheren Seite. Dabei hält er wortwörtlich den Schlüssel zur Lösung des dringlichsten Problems seiner Kundschaft in den Händen, die nach jedem noch so kleinen Strohhalm greifen würde, um ihrem Sehnsuchtsort ein Stückchen näher kommen zu können. Wirklich bewusst scheint dem unscheinbaren Um-die-Dreißig-Jährigen seine Machtposition jedoch erst zu werden, als er bei einem dieser typisch bürokratischen Mieter-Castings den Polen Bruno und dessen Schwester Sonja kennenlernt, die mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus nach einer Bleibe suchen. Kurz darauf beginnt Thies eine Affäre mit Bruno und bringt das vermeintliche Geschwisterpaar zeitgleich in einer Drei-Zimmer-Wohnung unter als Sanierungsfall. Der unausgesprochene Handel scheint klar definiert, und dennoch verschwimmen schon bald die Abhängigkeitsverhältnisse in dieser ominösen Dreiecksbeziehung, wie überhaupt neue Fragen nach den Absichten und Zielen der Beteiligten gestellt werden müssen. Regisseur Jan Krüger (RÜCKENWIND, AUF DER SUCHE) erzählt DIE GESCHWISTER als Berlingeschichte, die er lose nach dem Vorbild des Grimmschen Märchens „Brüderchen und Schwesterchen“ entwickelt. Seine Protagonisten sind sich der ökonomischen Notwendigkeiten bewusst, die bedient werden müssen, aber auch der Freiräume dieser Stadt, die ihnen immer wieder Zuflucht bieten können – wenn auch immer nur auf unbestimmte Zeit.

Jens Mayer

Details

Originaltitel: Die Geschwister
Deutschland 2016, 90 min
Genre: Drama
Regie: Jan Krüger
Drehbuch: Jan Krüger, Anke Stelling
Kamera: Jenny Lou Ziegel
Musik: Birger Clausen
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH
Darsteller: Hilmi Sözer, Irina Potapenko, Marie-Lou Sellem, Vladimir Burlakov, Julius Nitschkoff
FSK: 12
Kinostart: 03.11.2016

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