FEM – Feministisches Ensemble für Minderheiten, so heißt die Partei, die es in den Bundestag geschafft hat. Die bunte Truppe diskutiert über kooperative Brutpflege, die Verwandtschaft aller Lebewesen, Parthenogenese und damit die Abschaffung der Männlichkeit. Währenddessen beginnt eine Pandemie, ein mysteriöser Virus befällt Männer im Zustand der Erregung. Offenbar ist die Kombination von Macht und Geilheit der Nährboden dieses gender- und klassenunterscheidenden Virus: Die befallenen Männer verwandeln sich werwolfhaft und fallen dann tot um.

Irene von Albertis Verfilmung des gleichnamigen Romans des französischen Autors Robert Merle von 1974 ist eine ausgelassene Satire über das Patriarchat und die Versuche, es abzuschaffen; insbesondere, nachdem der Kanzler der Krankheit erliegt – Godehard Giese mit krass fieser Machtattitüde! – und die FEM-Vorsitzenden Anita (Britta Hammelstein) und Sarah (Mavie Hörbiger) in die Bresche springen. Ein kleiner, feiner Putsch, der das Patriarchat umstürzt! Und nun …? Nun lässt der Film allmählich den fröhlichen Feminismus-Kabarett-Modus hinter sich und zeigt, dass es nicht reicht, die Vorzeichen von ♂ auf ♀ zu ändern. Denn Kanzlerin Sarah entwickelt selbst die Machtattitüde, mit der vieltausend Jahre lang ein Geschlecht das andere unterdrückt hat. Und abgeschottet von der Welt forschen ein paar Wissenschaftler nach einem Gegenmittel, allerdings nur in dem Maße, wie es der Macht gefällt. Irene von Alberti hat ihren Film spielerisch angelegt, knallbunt und popfuturistisch, mit einer schönen satirischen Herangehensweise, die aufs mindset des Totalitarismus zielt. Pointiert, mit gelegentlichen Gags, vor allem aber durch die Etablierung eines ambivalenten Machtvexierspiels verbindet sie das Absurd-Komische mit einer kleinen Utopie des Zusammenlebens.

Harald Mühlbeyer