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Die Erscheinung

Grenzen des Beweisbaren

Der erfahrene, aber auch kriegstraumatisierte Journalist Jacques wird vom Vatikan entsandt, um eine Untersuchungskommission zu leiten, die einer Marienerscheinung im ländlichen Süden Frankreichs auf den Grund gehen soll.

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Der erfahrene, aber auch kriegstraumatisierte Journalist Jacques (Vincent Lindon) wird vom Vatikan entsandt, um eine Untersuchungskommission zu leiten, die einer Marienerscheinung im ländlichen Süden Frankreichs auf den Grund gehen soll. Die Seherin Anna (Galatea Bellugi) ist eine blutjunge Novizin. Ihre Vision hat schon einen beträchtlichen internationalen Wallfahrtsrummel losgetreten, als die Kommission ihre Arbeit aufnimmt. Überall prangt das Bildnis Annas neben Darstellungen der Mutter Gottes, eine neue Kirche soll gebaut werden, und Pilger wollen auf Tuchfühlung gehen. Das Mädchen selbst jedoch ist bescheiden, fügsam und unprätentiös. Während Jacques und die Kommission dem potentiellen Betrug mit forensischen Methoden nachgehen, beginnt der Journalist allmählich, Anna als das wahrzunehmen, was sie unabhängig von ihrer Zeugenschaft ist: eine Waise, die vom Leben wenig verwöhnt wurde, die in seelischer Abhängigkeit lebt und ein unter Umständen ganz irdisches Geheimnis mit sich trägt. Und es ist nicht nur der Verdacht einer übernatürlichen Begegnung, der sie mit einer spirituellen Aura umgibt: Anna wirkt genuin dem Transzendenten zugewandt.
Jacques‘ unbedingter Glauben an die Rationalität sorgt für eine spannende Jagd, die ihn an die Grenzen des Beweisbaren führt. Zwischen Bodenhaftung und Sphärenklängen bewegt sich auch der Sound des Films: Da sind die unaufdringlichen, auf das sinnlich Reale verweisenden Geräusche, und dann ist da die religiöse Musik von Arvo Pärt, die eine geistige Sphäre andeutet. Anna hat in dieser unentschiedenen Position ihr „Herz auf etwas gesetzt“: Die Botschaft der Liebe Mariens ist darauf ausgerichtet, für Geflüchtete einzustehen. Am Ende findet sich in einer überraschenden Wendung und in einer Auflösung, die zugleich befriedigend ist und die großen Fragen erneut stellt, das Einfache.

Anna Stemmler

Details

Originaltitel: L'Apparition
Frankreich 2018, 137 min
Genre: Drama
Regie: Xavier Giannoli
Drehbuch: Xavier Giannoli
Kamera: Eric Gautier
Schnitt: Cyril Nakache
Verleih: Filmperlen
Darsteller: Vincent Lindon, Anatole Taubmann, Patrick d'Assumçao, Geoffrey De La Taille, Aurore Broutin
FSK: 12
Kinostart: 13.12.2018

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