
Neue Notiz
Die Böhms – Architektur einer Familie
Dynamik eines Konkurrenzunternehmens
Maurizius Stärkle Drux‘ Dokumentation über Deutschlands berühmteste Architektenfamilie untersucht die Familien- und Arbeitsstrukturen der Böhms und zeigt die Gebäude, die aus dieser konfliktreichen, kreative Zusammenarbeit entstanden sind.
Ein alter Mann auf einem Riesenrad betrachtet verzückt die Skyline Kölns. „Toll!“ ruft er aus, und fügt hinzu "das ist die Arena vom Peter da hinten. Ist ganz schön. Vom Paul die Moschee muss da hinten sein. Das ist ja ein verrücktes Ding.“ Es ist Gottfried Böhm (*1920), der nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in das damals bereits renommierte Architekturbüro seines Vaters einstieg und heute einer der erfolgreichsten deutschen Architekten ist. 1986 gewann er als bisher einziger Deutscher den Pritzker Award, die höchste Auszeichnung für einen Architekten. Ein Filmausschnitt zeigt, wie er in rührend schlechtem Englisch seine Dankesrede hält. Dazu erzählt Böhm, seine Frau hätte damals den Saal verlassen, sie hätte ihm nicht zuhören können. Das erweist sich als Leitmotiv: Die Familie Böhm mit dem erfolgreichen Patriarchen und den drei Kindern Peter, Paul und Stefan, die alle in die Fußstapfen ihres Vaters treten, ist alles andere als frei von Spannungen. Elisabeth, Gottfrieds während der Dreharbeiten verstorbene Ehefrau, war selbst Architektin und hat die eigene Karriere stets hinter den Beruf ihres Mannes zurückgestellt. Die Söhne und der Vater gehen rigoros mit den Entwürfen und Ideen der anderen um, Peter spricht von der Dynamik in der Familie als einem „Konkurrenzunternehmen“ und Paul berichtet von gescheiterten Ausschreibungen und „panikartigen Nächten.“ Geld spielt immer eine Rolle.
Aber das ist eben nicht alles. Da ist eben auch der Anspruch der Böhms, für die Ewigkeit zu bauen, etwas zu hinterlassen, was von Bestand ist, der Unvorstellbarkeit des Todes einen „höheren, weiteren Raum“ entgegenzusetzen. Und so feiert Raphael Beinders Kamera die Kirchen, Museen, Rathäuser der Familie, das Licht in ihrem Inneren, ihre oft an Bergformationen erinnernden Formen, in präzise komponierten, aufwändigen Kranbewegungen, in Luftaufnahmen und gemessenen Fahrten, die den Zuschauer die Stimmung des jeweiligen Raums erleben lassen.
Deutschland/Schweiz 2014, 87 min
Genre: Biografie, Dokumentarfilm
Regie: Maurizius Staerkle-Drux
Drehbuch: Maurizius Staerkle Drux
Verleih: Real Fiction
FSK: oA
Kinostart: 29.01.2015
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