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Bis dann, mein Sohn

Epische Familienchronik

Das dreistündige Epos BIS DANN, MEIN SOHN von Wang Xiaoshuai legt den Wandel der Volksrepublik offen und zeigt, wie Politisches ins Private ragt.

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Drei Jahrzehnte der chinesischen Geschichte, vom Ende des Zwanzigsten Jahrhunderts bis in die Gegenwart, vom Aufbruch nach der Kulturrevolution in den 80er Jahren bis in den prosperierenden Turbokapitalismus, erzählt in drei Stunden: Der Berlinale-Wettbewerbsbeitrag BIS DANN, MEIN SOHN von Wang Xiaoshuai legt den Wandel der Volksrepublik offen und zeigt, wie Politisches ins Private ragt.
In einer faszinierenden Montage aus Rückblenden, deren Wurzeln bis ins Heute reichen, spinnt Wang ein narratives Netz um das Schicksal eines Paares im Niedergang des Kommunismus. BIS DANN, MEIN SOHN erzählt vom Ausverkauf im aufkeimenden Kapitalismus, wenn die Fabriken schließen und die Arbeitslosigkeit droht, und davon, wie ein achtloser Moment ein Leben zerstören kann. Es beginnt mit einer Tragödie, dem Tod eines Jungen. Jahre später leben seine Eltern Liu Yaojun (Wang Jing-chun) und Wang Liyun (Yong Mei) fernab ihrer Heimat in einer kleinen Hafenstadt. Der Dialekt der Menschen dort ist ihnen ebenso fremd, wie ihr Adoptivsohn Liu Xing (Wang Yuan). Erinnerungen an die Vergangenheit hindern sie an einer Zukunft. Nur ganz nach und nach enthüllt BIS DANN, MEIN SOHN den Weg, der Liu Yaojun und Wang Liyun an diesen Ort und in diesen Zustand geführt hat und zeigt dabei eine Gesellschaft im permanenten Wandel, in der das Individuum ins Getriebe gerät.
In großen Tableaus macht Wang Xiaoshuai die tiefen Narben unter der Oberfläche einer scheinbaren Erfolgsgeschichte sichtbar. Behutsam entwickelt er sein sensibles Geflecht hin zu einem fulminanten Abschluss. Großes, emotionales Kino im Kleinen. Eine Chronik, geschaffen für die Leinwand, mit zwei großartigen Schauspielern im Mittelpunkt: Wang Jing-chun (FEUERWERK AM HELLLICHTEN TAGE) und Yong Mei (THE ASSASSIN) verkörpern das Paar durch die Jahrzehnte. Für ihre intensive Darstellung erhielten sie beide den Silbernen Bären als beste Darsteller bei der diesjährigen Berlinale.

Lars Tunçay

Details

Originaltitel: Di jiu tian chang
China 2019, 185 min
Sprache: Mandarin
Genre: Drama
Regie: Xiaoshuai Wang
Drehbuch: Mei Ah, Xiaoshuai Wang
Kamera: Hyunseok Kim
Schnitt: Lee Chatametikool
Musik: Dong Yingda
Verleih: Piffl Medien
Darsteller: Jingchun Wang, Xi Qi, Mei Yong, Yuan Wang
FSK: 6
Kinostart: 14.11.2019

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