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Der Wein und der Wind

Fluss der Zeit

Mit 30 Jahren kehrt Jean auf das Weingut der Familie zurück. Sein Vater liegt im Sterben und seine Geschwister sind hin- und hergerissen zwischen Freude und Wut über die lange Funkstille. Gemeinsam müssen sie über die Zukunft des Betriebs entscheiden.

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Kaum zu glauben, dass Cédric Klapisch, der Erfinder der L’AUBERGE ESPAGNOL-Reihe, nun schon so etwas wie ein Altmeister des französischen Kinos ist. Trotz drei Jahrzehnten Erfahrung in der Filmbranche hat das Kino des 56-Jährigen immer noch eine jugendliche Leichtigkeit, auch wenn die Figuren seines zwölften Spielfilms die Studentenzeit hinter sich haben. Jean ging vor zehn Jahren fort. Als junger Erwachsener hielt er es nicht mehr in der familiären Enge des elterlichen Weinguts aus. Sein Vater hatte seine Zukunft und die seiner zwei jüngeren Geschwister vorausgeplant. Sie sollten einmal die weitläufigen Ländereien erben und die Tradition der Weinlese weitertragen. Doch Jean hatte andere Pläne, wollte die Welt sehen. Nun, mit 30, kehrt er zurück. Sein Vater liegt im Sterben und seine Geschwister sind hin- und hergerissen zwischen ehrlicher Freude und Wut darüber, dass er es damals nicht für nötig erachtete, zur Beerdigung ihrer Mutter zurück zu kommen. Inzwischen sind sie es, die sich aufopferungsvoll um das Weingut kümmern: Juliette hat die Leitung übernommen, während Jérémie auf dem Gut nebenan um Anerkennung seines Schwiegervater kämpft. Doch die Zukunft des Familienbesitzes steht auf der Kippe und Jean bleibt länger als er eigentlich vorhatte.
Schon im Vorspann lässt Klapisch die Jahreszeiten über die pittoreske Landschaft des Burgund ziehen und stimmt damit auf den Ton des Films ein. Der Fluss der Zeit spiegelt sich im Fluss der Handlung. Die Entscheidungen reifen wie die Früchte der Reben. Klapisch nimmt sich viel Zeit und involviert den Zuschauer in das Zusammenspiel der Figuren, die allesamt fein gezeichnet und nachvollziehbar sind. DER WEIN UND DER WIND ist sein bislang bester Film. Die Eklektik der früheren Werke ist einer Weisheit gewichen. Die Menschlichkeit seines Werks ist aber ungebrochen.

Lars Tunçay

Details

Originaltitel: Ce qui nous lie
Frankreich 2017, 114 min
Sprache: Französisch
Genre: Drama
Regie: Cédric Klapisch
Drehbuch: Cédric Klapisch, Santiago Amigorena
Kamera: Alexis Kavyrchine
Verleih: STUDIOCANAL
Darsteller: María Valverde, Pio Marmaï, François Civil, Ana Girardot
FSK: oA
Kinostart: 10.08.2017

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