
Neue Notiz
Der Wald in mir
Animalische Psychose
Biologiestudent Jan und die Aktivistin Alice lernen sich bei einer Laborübung kennen und zwischen beiden entsteht ein zerbrechlicher Bund. Doch Jan gleitet immer mehr in eine Psychose ab.
Wie gelähmt starrt Jan (Leonard Scheicher) auf die weiße Labormaus in seiner Hand. Der Biologie-Student soll das Versuchstier sezieren, aber er bringt es einfach nicht übers Herz. Als seine Kommilitonin Alice (Lia von Blarer) sieht, wie er mit sich ringt, kommt sie ihm zur Hilfe. Mit ihrer freundlich-forschen Art imponiert die junge Aktivistin dem wortkargen Eigenbrötler, der zuhause eine Natter und andere Reptilien hält. Bei einem gemeinsamen Ausflug in eine abgelegene Waldhütte, die Jan schon vor einiger Zeit für sich entdeckt hat, entsteht zwischen ihnen ein zerbrechlicher Bund. Beide haben mit Traumata zu kämpfen. Aber während Alice nach dem Verlust ihres Bruders die Nähe zu einem anderen Menschen guttut, werden die Stimmen in Jans Kopf immer lauter. Er hat Panikattacken. Bald wird er misstrauisch, dann unberechenbar.
Was Sebastian Fritzsch in seinem zweiten Spielfilm beschreibt, ist ein klassischer Fall von Realitätsverlust. Je weiter sich Jan in seine buchstäblich animalische Psychose hineinsteigert, desto mehr entfernt er sich von seiner Umwelt und sich selbst. Die Natur wird sowohl zu seinem Zufluchtsort als auch zu seinem Verhängnis. Leonard Schleicher zeigt eindrücklich, wie seine Figur an diesem Zwiespalt zu zerbrechen droht. Eine fiebrige Unruhe in seinen Augen lässt die Abgründe erahnen, an denen dieser junge Mann entlangtorkelt, bis es schließlich nur noch einen Ausweg für ihn zu geben scheint.
Fritzsch, der sich bereits 2013 in seinem apokalyptischen Langfilmdebüt ENDZEIT mit existenzialistischen Fragen beschäftigte, schafft es trotz einer gewissen Formelhaftigkeit in der Dramaturgie, die Spannung über weite Strecken aufrecht zu erhalten. Wie weit wird Jan seine Transformation treiben? Das ist die Frage, die über allem schwebt.
Originaltitel: Der Wald in mir (2025)
Deutschland 2024, 91 min
Genre: Drama, Liebesfilm
Regie: Sebastian Fritzsch
Drehbuch: Marcus Seibert
Kamera: Bernhard Keller
Schnitt: Christian Krämer
Musik: Gregor Schwellenbach
Verleih: Real Fiction
Darsteller: Leonard Scheicher, Lia von Blarer, Susanne Blodt, Liliom Lewald, Leonard Grobien
FSK: 12
Kinostart: 10.04.2025
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