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Der unverhoffte Charme des Geldes

Geldsack gefunden

Der Philosoph und Paketbote Pierre-Paul findet einen Sack mit Geld. Eine etwas altmodische, aber freundliche und gewitzte Komödie über Geld und Moral von Denys Arcand.

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Der Paketbote und Philosoph Pierre-Paul erklärt seiner Freundin, der Bankangestellten Linda, dass er zu intelligent ist, um Erfolg zu haben. Pierre-Pauls Begründung – eine Variation über das richtige Leben im Falschen – ist plausibel genug, aber Linda hat genug vom Leben mit dem armen Schlucker, der keinerlei Ambitionen hat, seine ökonomische Lage zu verbessern. Dann allerdings stolpert Pierre-Paul über einen Geldsack, der bei einem spektakulär schiefgelaufenen Bankraub auf der Straße liegen bleibt. Was macht jemand, den Geld eigentlich nicht interessiert, mit den Möglichkeiten, die sehr viel Geld bietet?
Pierre-Paul, der grundsätzlich jedem Bettler Geld gibt und in einer Obdachlosenküche arbeitet, ist kein vollkommener Heiliger. Er leistet sich zunächst das sehr teure Escort-Girl Aspasie, mit der er eine Freundschaft beginnt, bei der er dennoch für jede Minute bezahlt. Er nutzt Aspasies Verbindungen auch, um das Geld zu waschen, mit dem er vor allem Gutes tun will. Dazu sichern die beiden sich die Hilfe eines gerade aus dem Knast entlassenen älteren Rocker-Genies mit BWL-Studium und eines schmierigen Bankers und Geldwäschers.
Der Franko-Kanadier Denys Arcand, der 2004 für DIE INVASION DER BARBAREN den Oscar für das beste Drehbuch gewann, hat eine etwas altmodische, aber freundliche und gewitzte Komödie über Geld und Moral gedreht, die nebenbei erklärt, wie man Geld zugleich verschwinden lassen und verfügbar machen kann. Vor aber allem liegt Arcand die Obdachlosigkeit der indigenen Bewohner von Quebec und Montreal am Herzen. In seine Geschichte flicht er immer wieder Porträt-Einstellungen von in die Kamera blickenden Indigenen ein, selbst zu Wort kommen im Film aber nur Weiße Schauspieler. Das ist nicht mehr zeitgemäß, aber Arcand hat immerhin das Herz auf dem rechten Fleck. Raffinierte Dialoge und clevere Situationskomik schüttelt Arcand noch immer aus dem Handgelenk.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: La chute de l'empire américain
Kanada 2018, 128 min
Sprache: Französisch, Englisch
Genre: Krimi, Thriller
Regie: Denys Arcand
Drehbuch: Denys Arcand
Kamera: Van Royko
Schnitt: Arthur Tarnowski
Verleih: MFA+
Darsteller: Maxim Roy, Vincent Leclerc, Rémy Girard, Yan England
FSK: 12
Kinostart: 01.08.2019

Website
IMDB

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