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Der Spatz im Kamin

Psycho-Familie

Eine Familienfeier wird zum Horrortrip. Der dritte Teil der „Tier-Trilogie“ der Zürcher-Brüder nach DAS SELTSAME KÄTZCHEN, DAS MÄDCHEN UND DIE SPINNE.

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Idyllisch liegt die alte Familienvilla, die Karen mit Mann und Kindern bewohnt. Hier soll am nächsten Tag Geburtstag gefeiert werden. Doch mit dem Eintreffen der Gäste wird schnell klar, der Eindruck täuscht. Schwester Jule sorgt mit dem Auftischen dunkler Familiengeheimnisse für Unmut, und Karens herrische Art macht auch vor den eigenen Kindern nicht halt. „Du bist zu spät“, pflaumt sie Teenie-Tochter Johanna an, „und du gestört“, gibt die zurück. Das ist die familiäre Grundstimmung. Sohn Leon kämpft mit Mobbern und lässt seinen Frust an der kleinen Cousine und der Familienkatze aus. Vater Markus flüchtet sich in eine Affäre mit der pyromanischen Hundesitterin Liv. Alle auf einem Haufen sorgen dafür, dass die Party zum Horror-Trip wird.
Generationsübergreifende Familientraumata und die Befreiung daraus bildeten den Kern der ersten beiden Teile der „Tier-Trilogie“ der Zürcher Brüder: DAS SELTSAME KÄTZCHEN und DAS MÄDCHEN UND DIE SPINNE. Auch DER SPATZ IM KAMIN ist ein Psychogramm menschlichen Zusammenlebens, allerdings weniger subtil geraten als die Vorgänger. Die Vögel singen hier nicht, sie schreien, erklärt Johanna am Tisch, und auch der Film scheint zu schreien: Familie kann grausam sein, und hier sind es vor allem die Frauen, die (frühreife) Verführerinnen, eiskalte Lesben oder einfach Psycho-Mamis sind. Derweil spielen die Männer mit den Kindern im Garten. Ob das gewollt überspitzt oder ungelenk gedacht ist, ist, wie auch bei den Dialogen, nicht ganz zu erfassen. Die Vogelmetaphern, vom titelgebenden Spatz über drohend schnatternde Kormorane bis zur aviären Obstschnitzerei, können in der Fülle ihren Reiz verlieren. Der gutbesetzte Cast und die fabelhafte Bildgestaltung der zweiten, surrealistisch angelegten Hälfte machen einiges wett.

Clarissa Lempp

Details

Schweiz 2024, 117 min
Genre: Drama
Regie: Ramon Zürcher
Drehbuch: Ramon Zürcher
Kamera: Alex Hasskerl
Musik: Balz Bachmann
Verleih: Edition Salzgeber
Darsteller: Maren Eggert, Britta Hammelstein, Luise Heyer
Kinostart: 10.10.2024

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