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Der letzte Mieter

Verteidigung des Raums

Gregor Erler hat einen bemerkenswerten, beinharten Genrefilm inszeniert: Dietmar hat sein halbes Leben in seiner Berliner Mietwohnung verbracht, die jetzt saniert werden soll. Als der neue Makler in Dietmars Wohnung auftaucht, eskaliert die Situation.

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Dietmar (Wolfgang Packhäuser) hat sein halbes Leben in der Mietwohnung in einer Berliner Wohngegend verbracht. Jetzt will der neue Besitzer sanieren. Die anderen Mieter sind schon ausgezogen, aber Dietmar weigert sich. Die Bauarbeiten rücken näher, Strom und Wasser werden eingeschränkt – der schmierige Makler Franke (Moritz Heidelbach) lässt keinen Trick unversucht, um den Alten aus der Wohnung zu kriegen. Davon bekommt Dietmars Sohn Tobias (Matthias Ziesing) Wind, der selbst eine nicht unwesentliche Rolle in Frankes Plänen spielt. Als die drei in der Wohnung aufeinandertreffen, eskaliert die Situation.
Der Plot von Gregor Erlers Regiedebüt ist schnell umrissen und doch passiert hier wenig nach deutschen Produktionsstandards. Statt eines üblichen Betroffenheitsdramas hat Erler mit DER LETZTE MIETER einen bemerkenswerten, beinharten Genrefilm inszeniert – und das nahezu vollkommen unabhängig. DER LETZTE MIETER IST durch die Hilfe vieler Freunde und Kollegen zustande gekommen. Das kommt der Handlung zu Gute, die sich von gängigen Tatort-Klischees abhebt. Mit Themen wie Verdrängung und Entmietung ist Erlers Film am Puls der Zeit. Kammerspielartig spitzt er die Handlung zu, hin zum eindrucksvollen, überraschenden Finale. Die Besetzung überzeugt, allen voran Seriendarsteller Matthias Ziesing (SOKO Leipzig) in der Rolle des in die Ecke gedrängten Protagonisten Tobias. Die Kamera von Moritz Reinecke fängt die Enge des Raums und die Textur des Abrisshauses stimmungsvoll ein. Gregor Erler, der mit seinen Kurzfilmen und Musikvideos Erfahrungen und vor allem Kontakte sammelte, inszeniert einen bemerkenswerten, packend erzählten Gentrifizierungs-Thriller aus Berlin, dem man sein schmales Budget nicht ansieht.

Lars Tunçay

Details

Deutschland 2019, 97 min
Sprache: Deutsch
Genre: Thriller
Regie: Gregor Erler
Drehbuch: Gregor Erler, Benjamin Karalic, Matthias Ziesing
Kamera: Moritz Reinecke
Musik: Rutger Hoedemaekers
Verleih: Dualfilm
Darsteller: Pegah Ferydoni, Sebastian Achilles, Maximilian Brauer
FSK: 16
Kinostart: 13.08.2020

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