Neue Notiz
Der Klavierspieler vom Gare du Nord
Milieu-Clash am Klavier
Der junge Herumtreiber Mathieu Malinski hat ein heimliches Talent als Pianist und wird vom Direktor des Pariser Konservatoriums Pierre Geitner entdeckt, als dieser ihn auf einem Umsteigebahnhof spielen hört.
Der französische Feel-Good-Film findet seit dem internationalen Erfolg von ZIEMLICH BESTE FREUNDE immer wieder neue Aufhänger, um die gutbürgerliche und die sozialschwache Klasse Frankreichs aufeinandertreffen zu lassen. In DER KLAVIERSPIELER VOM GARE DU NORD wird die klassische Musik zum Nährboden für den Milieu-Clash: Der junge Herumtreiber Mathieu Malinski hat ein heimliches Talent als Pianist und wird vom Direktor des Pariser Konservatoriums Pierre Geitner entdeckt, als dieser ihn auf einem Umsteigebahnhof spielen hört. Geradezu symbolisch für die französische Hochkultur stehen heute in vielen Wartehallen Klaviere, die Passant*innen dazu einladen, drauflos zu klimpern. Das macht sich der Film zunutze: Mathieu ist gerade reif für seine erste Gefängnisstrafe, der er mit seiner musikalischen Gabe aber gerade noch entgehen könnte; denn auf der anderen Seite steht Pierres Prestige-Job als Direktor des Konservatoriums vor dem Aus, wenn er nicht bald den nächsten großen Pianisten an Land zieht. Der Plot, der sich um den rebellischen Wunderknaben und seinen strengen Gönner entwickelt, kommt ohne große Überraschungen aus und gleitet von Konzert- zu Pariser-Postkartenaufnahmen. Feel-Good eben: Satte Farben und vitale Kamerafahrten. Heraus sticht die schauspielerische Darstellung von Kristin Scott Thomas als Mathieus Klavierlehrerin, die Frankreichs Sozialspagat perfekt widerspiegelt: Elitäre Attitüde, die Street Smartness in die Augen blicken muss. Die Beziehung zwischen Lehrerin und Schüler, alter Schule und neuer Hoffnung, ist das eigentliche Herzstück des Films. Das Universalrezept für aktuelles französisches Kino – Pariser Bourgeoisie kollidiert mit Banlieue-Bewohner – wird hier mit der Liebe zur Musik angereichert und die Hochkultur wird zur Brücke zwischen den Welten.
Originaltitel: Au bout des doigts
Frankreich 2018, 105 min
Genre: Komödie, Drama
Regie: Ludovic Bernard
Drehbuch: Johanne Bernard, Ludovic Bernard
Kamera: Thomas Hardmeier
Schnitt: Romain Rioult
Musik: Harry Allouche
Verleih: Neue Visionen
Darsteller: Lambert Wilson, Kristin Scott Thomas, Jules Benchetrit, Karidja Touré
FSK: oA
Kinostart: 20.06.2019
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