Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Der Fuchs

Urgroßvater im Krieg

Der österreichische Regisseur und Autor Adrian Goiginger erzählt einfühlsam von seinem Urgroßvater als einem jungen, sozial isolierten Mann im Krieg, der durch die Freundschaft zu einem Fuchs aufblüht.

Mehr

Franz Streitberger (Simon Morzé) wird 1919 im österreichischen Pinzgau geboren, und das Leben hält nicht viel bereit für einen wie ihn. Gerade mal das Schulalter erreicht, wird der Sohn eines verarmten Bergbauern (Karl Markovics) an einen Großbesitzer im Tal verdingt. Zum Arbeiten, aber auch Lesen und Schreiben darf er da lernen, anders als der Vater. Die Wunde, die diese Trennung hinterlässt, schließt sich nicht. Volljährig kündigt Franz beim Großbauern, statt heimzukehren geht es aber zum Militär. Da soll er erst in den Bergen als Späher die Deutschen beobachten, dann für die Wehrmacht den Motorradkurier spielen. Bei einem Einsatz findet der schweigsame, emotional zurückgezogene Franz einen verletzten Fuchswelpen und nimmt sich des Tieres an, das ihn von da an durch die Kriegsgebiete begleitet.
Der österreichische Regisseur und Autor Adrian Goiginger greift für DER FUCHS auf ihm bekannte Motive zurück: die karge Bergwelt aus MÄRZENGRUND und der Schatz der eigenen Familiengeschichte, wie beim gefeierten DIE BESTE ALLER WELTEN. Dieses Mal sind der Ur-Großvater und dessen „Füchsle“ die Inspiration. Einfühlsam erzählt er von einem jungen, sozial isolierten Mann, der durch die Freundschaft zu einem Fuchs aufblüht.
Die feine Bildarbeit und das niedliche Tier machen DER FUCHS zu einem leicht zugänglichen Drama. Das Ensemble ist gut gecastet, die Dialekte sitzen, und die Emotionen sind glaubwürdig. Goiginger scheut nicht davor, die Gräuel des Kriegs zu zeigen, doch Franz bleibt eine seltsam passive Figur in dieser Zeit, mitten in einem Krieg und mitten unter Nazis. Goiginger konzentriert sich auf die kindliche Verletzung, die Klassenbürde, das Gefühl ein Werkzeug zu sein, statt eines sozialen Wesens. Erst das Tier kann die Passivität brechen, weil es Fürsorge braucht und Zuneigung gibt und so Franzens Menschlichkeit fordert.

Clarissa Lempp

Details

Österreich 2023, 117 min
Genre: Drama
Regie: Adrian Goiginger
Drehbuch: Adrian Goiginger
Kamera: Yoshi Heimrath, Paul Sprinz
Schnitt: Simon Blasi
Musik: Arash Safaian
Verleih: Alamode Filmverleih
Darsteller: Simon Morzé, Karl Markovics, Karola Niederhuber, Ariadne Gradziel, Alexander Beyer
Kinostart: 13.04.2023

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.