
Neue Notiz
Der Brutalist
Modernes Epos
Brady Corbets THE BRUTALIST ist ein dreieinhalbstündiges Einwandererepos, das Vorfahren wie THE GODFATHER, ONCE UPON A TIME IN AMERICA und THERE WILL BE BLOOD verpflichtet ist, aber moderner, brüchiger, elliptischer und intelligenter erzählt.
THE BRUTALIST, Brady Corbets dritter Film nach THE CHILDHOOD OF A LEADER und VOX LUX, den der Regisseur wieder mit gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der norwegischen Drehbuchautorin Mona Fastvold entwickelte, ist ein außergewöhnliches Werk, nicht nur für die US-Filmproduktion. THE BRUTALIST ist ein dreieinhalbstündiges Einwandererepos, das Vorfahren wie THE GODFATHER, ONCE UPON A TIME IN AMERICA und THERE WILL BE BLOOD verpflichtet ist, aber moderner, brüchiger, elliptischer und intelligenter erzählt. Corbet zeigt, dass ein anderes, komplexeres Kino möglich ist, ohne die Tradition der epischen Kinoerzählung zu verraten.
THE BRUTALIST beginnt mit einer „Ouvertüre“, zunächst tatsächlich nur ein musikalisches Vorspiel, bei dem sich aus einem anschwellenden dissonanten Klang, in den Schreie und Sirenen gemischt sind, allmählich ein Hauch von einer Melodie entwickelt. THE BRUTALIST ist Scott Walker gewidmet, dem legendären Ex-Popstar und Avantgarde-Musiker, der die Musik zu Corbets ersten beiden Filmen komponierte. Für THE BRUTALIST übernahm Daniel Blumberg für den 2019 verstorbenen Walker.
Die erste Szene beginnt: László Tóth (Adrien Brody) bewegt sich aus dem dunklen Schiffsinneren an Deck und sieht die Freiheitsstatue von New York. Die rückt Corbet allerdings über Kopf ins Bild, sie beginnt zu kippen und hängt schräg im Bildkader. Die Bilder deuten bereits an, dass hier keine gewöhnliche Emigrationsgeschichte erzählt wird, obwohl der Film zunächst der typisch amerikanischen Geschichte eines unaufhaltsamen Aufstiegs zu folgen scheint.
Der Film erzählt die Geschichte des fiktiven ungarischen jüdischen Bauhaus-Architekten László Tóth, der nach dem Krieg in die USA auswandert und versucht, sich in Pennsylvania ein neues Leben aufzubauen. Zunächst aber muss er seine Frau und seine Nichte aus Europa zu sich zu holen. Wie die aus dem Off vorgelesenen Briefe von Lászlós Frau Erzsébet verschweigt der Film vieles. Wo sich Erzsébet befindet, bleibt unklar, Sowjetsoldaten „interessieren“ sich für ihre Nichte Zsófia, schreibt sie, und dass sie das Mädchen zu schützen sucht, aber auch, dass ihnen die Soldaten nützlich sind. Was dem Ehepaar zugestoßen ist, warum László eine blutige Nase hat, bleibt im Dunkeln. Immer wieder sind Kamerafahrten entlang von Landstraßen zu sehen, das Rasen über den Straßenbelag; einmal auch eine Fahrt auf Bahngleisen. Ähnlich wie in David Lynchs LOST HIGHWAY scheinen die Fahrten ein Verhängnis anzukündigen, aber hier ist noch mehr im Spiel, ein Grundton der Unsicherheit und des In-Bewegung-Seins, ein Durchqueren von Zeiten und Räumen, die selbst der Wirklichkeit zu entgleiten scheinen, eine Art rasender Verlorenheit.
László findet bei seinem Bruder, der mit seiner katholischen Frau ein Möbelgeschäft in Pennsylvania betreibt, keine Sicherheit. Die von László designte elegante Freischwinger/Schreibtisch-Kombination mit geschwungenen Stahlrahmen wirkt im Schaufenster des altbackenen Möbelhauses fremd und verloren. Aber die Brüder erhalten den Auftrag, für den reichen Harrison Lee Van Buren eine Bibliothek zu entwerfen. Der Tycoon ist zunächst entsetzt über das elegante Design in seinem Wintergarten, aber spätestens als das LIFE-Magazin einen Artikel über den modernen Stil der Bibliothek veröffentlicht, erkennt er den Imagegewinn, der sich aus Lászlós Entwürfen generieren lässt. Van Buren wird Lászlós Mäzen und gibt ihm den Auftrag, ein Gemeindezentrum im Andenken an seine verstorbene Mutter zu bauen. Die Geschichte dieses Baus, der umkämpft und mehrfach unterbrochen wird, nimmt den größten Teil des Films in Anspruch. Das architektonische Konzept erscheint im Lauf des Films immer rätselhafter: Warum steht eine riesige Säulenhalle ständig unter Wasser? Warum sind die Räume so eng und so hoch? Wo sind eigentlich die Bibliothek und die Sporthalle, die geplant werden sollten? Warum gibt es so viele enge Korridore?
Van Buren hilft László, seine Familie aus Europa zu holen. László, später auch Erzsébet und Szófia leben auf dem Gelände der Van Burens. Die Van Burens halten sie wie dekorative Preis-Intellektuelle: mein eigener Bauhaus-Architekt. László passte schon vorher nicht in diese Welt. Seine Behausung im Gartenhaus bleibt unmöbliert, wie zuvor die Abstellkammer im Möbelhaus seines Bruders, in der er hauste. Als seine Familie endlich eintrifft, wird sofort deutlich, dass auch sie sich nicht ins Pennsylvania der fünfziger Jahre einfügen. Lászlós Frau Erszébet (Felicity Jones) hat durch Unterernährung schwere Arthrose in den Beinen, sitzt im Rollstuhl und hat nachts quälende Schmerzen, und Lászlós Nichte Zsófia (Raffey Cassidy) spricht nicht. László betäubt seinen Schmerz mit Heroin. Eine Reise in einen Marmor-Steinbruch in Carrara wird zu einer Art Höllentrip.
Wenn der Film eine These vertritt, dann dass sich Traumata der jüdischen Einwanderer in die amerikanische Nachkriegsarchitektur eingeschrieben haben. Aber das ist eine Komplexitätsreduktion, die Corbets monumentalem Meisterwerk nicht gerecht wird.
THE BRUTALIST ist in VistaVision gedreht, einem 35mm-Breitwand-Filmformat, das eine besonders hohe Auflösung erlaubt, weil das Bild auf dem Filmstreifen um 180° gedreht ist. Das Format kommt in US-Produktionen seit 1961 nur noch für Spezialeffektszenen zur Anwendung, am berühmtesten sind die VistaVision-Szenen in STAR WARS (1977), aber auch in POOR THINGS (2024), INTERSTELLAR (2014) und THE DARK KNIGHT RISES (2012) kam VistaVision stellenweise zum Einsatz. Es wird analoge Kopien des Films geben, und wenn möglich, ist es sicher schöner, den Film im Originalformat, statt im Digitalfaksimile zu sehen.
Originaltitel: The Brutalist
Großbritannien 2024, 215 min
Sprache: Englisch, Ungarisch, Italienisch
Genre: Drama
Regie: Brady Corbet
Drehbuch: Brady Corbet, Mona Fastvold
Kamera: Lol Crawley
Schnitt: David Jancsó
Musik: Daniel Blumberg
Verleih: Universal Pictures
Darsteller: Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce, Joe Alwyn, Raffey Cassidy, Stacy Martin, Alessandro Nivola, Isaach De Bankolé
FSK: 16
Kinostart: 30.01.2025
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Vorführungen

Der Brutalist
(The Brutalist) | Großbritannien 2024 | Drama | R: Brady Corbet | FSK: 16
Brady Corbets THE BRUTALIST ist ein dreieinhalbstündiges Einwandererepos, das Vorfahren wie THE GODFATHER, ONCE UPON A TIME IN AMERICA und THERE WILL BE BLOOD verpflichtet ist, aber moderner, brüchiger, elliptischer und intelligenter erzählt.
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