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Der Bär in mir

Psychogramm eines Bärenverrückten

Ein Mann zieht Jahr für Jahr nach Alaska, um seinen geliebten Bären möglich nah zu sein – und um zu beweisen, dass ein friedliches Nebeneinander von Mensch und Tier möglich ist.

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Ein Mann zieht Jahr für Jahr nach Alaska, um seinen geliebten Bären möglich nah zu sein – und um zu beweisen, dass ein friedliches Nebeneinander von Mensch und Tier möglich ist. Das erinnert stark an den Dokumentarfilm GRIZZLY MAN von Werner Herzog, in dem der menschliche Protagonist schlussendlich einen tragischen Tod durch das Tier stirbt. DER BÄR IN MIR von Roman Droux kann als eine Art Neuauflage verstanden werden: Zunächst scheint es so, als ob hier weniger das Drama dominiert, und mehr die Hoffnung, dass die Auswirkungen der Zivilisation, etwa durch Überfischung, noch aufgehalten werden könnten. Doch was bleibt, sind die Irritation und der Zweifel daran, dass eine tiefgehende Beziehung zwischen Mensch und Bär möglich sein soll. Da hilft auch die Erzählstimme des Dokumentarfilmers Roman Droux nicht, der seine Reise mit dem bärenverrückten David Bittner kommentiert. Dieser ist auf der Suche nach den Bären, bei denen er vor Jahren eine besondere Bindung spürte und die er jetzt tot glaubt. Das Ego des Menschen ist dabei übergroß, seine Empathie, sein Enthusiasmus geben den Ton an. Bei den Aufnahmen der Tiere wünscht man sich oft, die Menschen würden wieder in den Hintergrund treten, auch für ihre eigene Unversehrtheit und um die unberührte Schönheit der Natur sprechen zu lassen. Wenn David Bittner die Blähungen einer seiner Lieblingsbärendamen liebevoll kommentiert, ist das zwar ulkig, verstärkt aber nur den Eindruck, dass hier mehr ein Psychogramm des Menschen als des Bären gezeichnet wird.

Anna Hantelmann

Details

Originaltitel: L'ours en moi
Schweiz 2019, 91 min
Sprache: Schweizerdeutsch
Genre: Dokumentarfilm, Tierfilm
Regie: Roman Droux
Drehbuch: Roman Droux
Kamera: Roman Droux
Schnitt: Roman Droux
Musik: Bänz Isler, Sandra Stalder
Verleih: MFA+
FSK: 6
Kinostart: 15.10.2020

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