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Das Tagebuch der Anne Frank

Bemüht ums Original

Hans Steinbichler hat aus der weltberühmten literarischen Vorlage solides narratives Kino gemacht und sich zugleich bemüht, Annes unverwechselbare, gescheite, unduldsame Teenager-Tagebuchstimme so viel wie möglich zu Wort kommen zu lassen.

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Die Verfilmung beginnt in einer Zeit vor Annes Tagebucheinträgen. 1935 ist die Welt immerhin noch marginal in Ordnung. Die Franks scheinen in Holland einigermaßen sicher, gerade sind sie aber zu Besuch bei Verwandten in der Schweiz, man sitzt im Gras, die Sonne scheint. Die kurze Szene erzählt von einem guten, wenn auch prekären bürgerlichen Leben. Wenn Anne sich später aus ihrem Versteck nach draußen sehnt, wird sie an die Tage in der Schweiz denken, an das Licht, das unglaublich grüne Gras, und die Weite des Himmels. In der geheimen Wohnung über den Werkräumen der Opekta-Vertretung kommt das Licht durch verstaubte, verhängte Fenster, die niemals geöffnet werden dürfen. Hier leben Anne, ihre Schwester Margot, die Eltern, Herr und Frau van Pels mit Sohn Peter und der Zahnarzt Fritz Pfeffer fast zwei Jahre lang, bevor sie von der SS verhaftet und deportiert werden. Hans Steinbichler hat aus der weltberühmten literarischen Vorlage solides narratives Kino gemacht und sich zugleich bemüht, Annes unverwechselbare, gescheite, unduldsame Teenager-Tagebuchstimme so viel wie möglich zu Wort kommen zu lassen. Manchmal spricht Lea von Acken als Anne Sätze direkt in die Kamera, manchmal spricht sie Dialoge, die offenbar aus den Notizen stammen und wie gedruckt klingen. Das wirkt zwar gelegentlich etwas inkongruent, aber immer hört man gerne zu. Am weitesten lehnen Steinbichler (WINTERREISE) und Drehbuchautor Fred Breinersdorfer (SOPHIE SCHOLL – DIE LETZTEN TAGE, ELSER) sich mit dem Ende aus dem Fenster: Statt wie das Tagebuch mit der Verhaftung zu enden, erzählen sie noch ein Stück weiter, bis zu dem Zeitpunkt, als die Familie auseinandergerissen wird und Anne zur Haftinsassin in Auschwitz wird.

Hendrike Bake

Details

Deutschland 2016, 128 min
Sprache: Deutsch
Genre: Drama
Regie: Hans Steinbichler
Drehbuch: Fred Breinersdorfer
Kamera: Bella Halben
Schnitt: Wolfgang Weigl
Musik: Sebastian Pille
Verleih: Universal Pictures Germany
Darsteller: Lea van Acken, Martina Gedeck, Ulrich Noethen
FSK: 12
Kinostart: 03.03.2016

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