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Das krumme Haus

Echos von Douglas Sirk

Der mysteriöse Mord an einem Familienpatriarchen, einer tyrannischen Vaterfigur, Vorstand eines zerfallenden Imperiums, bietet den Hintergrund für das jüngste Agathe Christie-Amüsement.

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Der mysteriöse Mord an einem Familienpatriarchen, einer tyrannischen Vaterfigur, Vorstand eines zerfallenden Imperiums, bietet den Hintergrund für das jüngste Agathe Christie-Amüsement. DAS KRUMME HAUS ist etwas unebener und weniger auf Spannung angelegt als die üblichen Whodunit-Thriller, die nach dem Motto „War es der Gärtner, der Koch oder die undurchdringliche Hausvorsteherin?“ funktionieren. Stattdessen nimmt der Film die altbewährte und abgetragene Form zum Anlass, um sich auf verschlungenere, nachdenklichere filmische Wege als seine Vorgänger zu begeben. Ferne Echos von Douglas Sirks Kitsch-Melodramen hallen durch die Inszenierung, und ein sehr gutgelauntes und ausgezeichneten Ensemble spielt mit einer hübschen, campen Theaterhaftigkeit. Glenn Close gibt die hinreißende, androgyne Hausherrin, die kryptische und bedrohliche Hinweise in Form von Zen Koans fallen lässt. Gillian Anderson feiert ein Comeback als abgebrühte, schräge "I don't give a shit, dass mein Kind gerade von einer gigantischen Fichte gefallen und fast gestorben ist"-Alkoholikerin mit hohem Coolness-Faktor.
Regisseur Gilles Paquet-Brenner (DARK PLACES) hat DAS KRUMME HAUS in den 1950ern angesiedelt, und den Film durchweht eine sehr britische Verlust-des-Empires-Nachkriegsparanoia. Rock'n'Roll und Las Vegas Casino-Verruchtheit sickern durch die Wände des Anwesens in den ansonsten steifen und repressiven Haushalt der Familie. Die entzückende, unerwartete Kitschigkeit einer mitternächtlichen Kinder-Ballett-Tanzszene auf der Marmortreppe ist ein willkommener Moment der Leichtigkeit. Die besten Sätze des Films: "Bist du nicht traurig, dass dein Großvater gestorben ist?" "Nein, er war nur einer dieser stinkreichen Kapitalisten."

Dice Miller, Übersetzung: Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Crooked House
Großbritannien 2018, 115 min
Sprache: Englisch
Genre: Krimi, Mysterie, Literaturverfilmung
Regie: Gilles Paquet-Brenner
Drehbuch: Julian Fellowes, Tim Rose Price
Kamera: Sebastian Winterø
Schnitt: Peter Christelis
Musik: Hugo de Chaire
Verleih: Concorde Filmverleih
Darsteller: Christina Hendricks, Glenn Close, Gillian Anderson, Max Irons
FSK: 12
Kinostart: 29.11.2018

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IMDB

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